Grund für die ungewöhnliche Maßnahme sind die immer häufiger werdenden Übergriffe randalierender Hooligans auf die Pferde der berittenen Einheiten in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Dabei kam es in den vergangenen Wochen zu mehreren schweren Verletzungen, die Randalierer rammten den Vierbeinigen Offizieren Messer und zerbrochene Flaschen in die Flanken oder bewarfen sie mit harten Gegenständen, die viele Blessuren auf den Pferdekörpern hinterließen. Mittlerweile wurden 39 Pferde vom Dienst auf der Straße freigestellt. Entweder verletzungsbedingt, oder weil sie mittlerweile zu alt für die immer härter werdenden Anforderungen geworden sind.
"Die Verletzungen reichen von Muskelverkrampfungen über Stichwunden, die den Pferden mit Messern oder zerschlagenen Flaschen zugefügt werden, bis hin zu durch Schläge verursachte Knochenbrüche“, erzählt Polizeiveterinärin Ingrid Gomez im Interview mit Citytv.com.co.
Helden auf vier Beinen
Der Job als Polizeipferd ist in Kolumbien kein Zuckerschlecken. Im Polizeimuseum von Bogotá erinnert ein Denkmal an den legendären Comején, einem Pferd, das am 16. Februar 1971 bei Unruhen vor der städtischen Universität Opfer randalierender Demonstranten wurde. Trotz mehrerer Stichwunden am Bauch und multipler Knochenbrüche an den Hinterbeinen konnte Comején mit letzter Anstrengung dem wütenden Mob entkommen und rettete damit seinem Reiter das Leben. Die schweren Verletzungen, die das Pferd bei seiner heroischen Tat erlitt waren so schwer, dass es nur noch von seinen Leiden erlöst werden konnte.
Doch Comején blieb nicht der einzige Todesfall. Weitere Pferde starben im Oktober 1999 als ein Busfahrer durch Steinwürfe randalierender Fußballfans in Panik geriet und in eine Gruppe wartender Polizeipferde raste. Zwei Pferde gerieten dabei unter den Bus und waren sofort tot, ein drittes erlitt schwere Knochenbrüche und musste wenig später eingeschläfert werden.
In den Reihen der Polizei kann man nicht verstehen, warum die Tiere angegriffen werden, deren Job es ist, die Bevölkerung zu schützen. “Die Pferde werden bereits in jungen Jahren auf die Überwachungsarbeit vorbereitet. Sie werden geschult, nicht heftig auf Aggressionen, Menschenansammlungen oder Lärm zu reagieren“, erklärt John Aguirre, Leiter der städtischen Polizei.
Dennoch werden die Pferde immer mehr zur Zielscheibe hemmungsloser Vandalen. „Es ist ein Mangel an Kultur, Respekt und im Bewusstsein der Menschen die Freude daran zeigen auf derart grausame Weise Hand an die Pferde zu legen – ein Tier anzugreifen, das niemandem Schaden zufügt oder irgendjemanden bedroht. Da werden Murmeln auf den Boden geworfen, damit die Pferde stürzen, wahllos mit Messern auf sie eingestochen, mit Stöcken auf sie eingeschlagen, oder sie schleudern ihnen Flaschen ins Gesicht und auf andere Körperteile. Und dabei sind das nur einige Grausamkeiten, die sich die kriminellen Vandalen einfallen lassen“, zeigt sich Ingrid Gomez bestürzt.
Mittlerweile haben die Behörden den Ernst der Lage erkannt. Deshalb tragen Bogotás Polizeipferde mittlerweile spezielle Rüstungen, die Gesicht und Augen, den Rücken und die Seiten der Tiere besser schützen.
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