Hannah Zeitlhofer (im Bild mit Bereiter Herwig Radnetter, dem administrativen Leiter der Reitbahn) ist die erste Frau, die an der Spansichen Hofreitschule Wien in den Rang des Bereiters erhoben wurde. © RGE Media für Spanische Hofreitschule
Ein starker Bezug zu Pferden, Begeisterung für die „Hohe Schule“, Bereitschaft Tradition in die Zukunft zu führen sind neben einem Mindestalter von 16 Jahren, einer abgeschlossenen Schulausbildung sowie sportlicher wie kreativer Begabung einige der Grundvoraussetzungen, um in der Spanischen Hofreitschule als Lehrling aufgenommen zu werden.
Erfüllt man diese und beginnt eine Ausbildung, dauert es rund acht bis zwölf Jahre, bis man in den Rang eines Bereiters ernannt wird. Dies ist nun erstmals einer jungen Dame gelungen: Im feierlichen Rahmen wurde Hannah Zeitlhofer am Mittwochvormitag zur ersten Bereiterin der Spanischen Hofreitschule angelobt.
Zeitlhofer reitet seit ihrem siebten Lebensjahr, seit 2008 gehörte die heute 29-Jährige zu den ersten Frauen, die die Ausbildung in der Spanischen Hofreitschule starteten. Nach vier Jahren als Elevin avancierte Hannah Zeitlhofer mit „ihrem“ Hengst Siglavy Batosta zur ersten Bereiteranwärterin. Jetzt, als Bereiterin, hat Zeitlhofer die Verantwortung für die Ausbildung mehrerer Hengste. Udn auch das Unterrrichten von Lehrlingen und Eleven gehört jetzt zu ihrem Aufgabenbereich.
Historischer Moment für die Spanische
„Die erste Bereiterin ist ein großer Schritt für die Spanische Hofreitschule und ein wichtiges Signal", sagte Elisabeth Gürtler, Generaldirektorin der Spanischen Hofreitschule. Unterrichtet werden Frauen in der historischen Winterreitschule bereits seit vielen Jahrzehnten. Eine Ausbildung steht dem weiblichen Gesclecht allerdings erst seit zehn Jahren offen.
Die Angelobung der ersten Bereiterin sei ein wichtiger Schritt und ein starkes Signal, um noch mehr Jugendliche für eine Karriere in der Hofreitschule zu begeistern und viele neue Talente zu entdecken, betonte Bundesminister Andrä Rupprechter, der die Angelobung zusammen mit Elisabeth Gürtler, Aufsichtsratsvositzendem Johann Marihart und Frauenministerin Sabine Oberhauser vornahm.
Letztgenannte fand lobende Worte für diesen historischen Moment: „Tradition und Gleichberechtigung müssen sich nicht ausschließen. Altehrwürdige österreichische Institutionen, wie die Spanische Hofreitschule, zeigen vor, dass auch Tradition mit der Zeit gehen muss, um bestehen zu können“.
Dass die Tradition weiterlebt und dass die Ausbildung an der Spanischen Hofreitschule auch in der modernen Welt attraktiv ist, beweisen jährlich Hunderte von Bewerbungen - eine Lehrstelle gibt es allerdings nur für rund fünf Bewerber pro Jahr.
Auf dem besten Weg bald in Hannah Zeitlhofers Fußstapfen zu treten, ist Theresa Stefan. Nach der erfolgreich abgeschlossenen Lehre und der darauf folgenden Ausbildung als Eleven wurden die 21Jährige und ihr Kollege Georg Sattler im Rahmen der Feierlichkeiten zu Bereiteranwärtern ernannt. Ihnen wird nun ein junger Hengst zugeteilt, den sie bis zur Vorführungsreife ausbilden werden. Dafür benötigt es Disziplin und Einfühlungsvermögen – aber vor allem das mündlich tradierte Wissen der Bereiter und Oberbereiter der Spanischen Hofreitschule.
Ehrung für Herwig Radnetter
Dass es darum auch weiterhin gut bestellt ist, dafür trägt seit vier Jahren Herwig Radnetter Sorge. 1976 begann der Burgenländer als 15-Jähriger seine Ausbildung an der Spanischen, seit 2012 ist er als administrativer Leiter der Reitbahn tätig. In seiner Karriere hat der heute 56-Jährige zahlreiche junge Reiterinnen und Reiter ausgebildet. „Bereiter an der Spanischen Hofreitschule zu sein ist nicht nur eine große Ehre, sondern auch mit Verantwortung verbunden – Verantwortung für ein Wissen, das nirgends nachzulesen ist, sondern das gelebt und weitergegeben werden muss“, so Radnetter. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde Radnetter nun für seine Verdienste und 40-jährige loyale Zugehörigkeit geehrt.
Aktuell bilden 13 BereiterInnen, 3 BereiteranwärterInnen und 2 ElevInnen zur Zeit die reitende Equippe der Spanischen Hofreitschule. Sie reiten und bilden die rund 100 Hengste aus. Fünf Lehrlinge absolvieren derzeit die Ausbildung zum Pferdewirtschaftsfacharbeiter.
PM/ps