Großbritannien

Briten schränken erlaubten Gerteneinsatz ein

Ein Artikel von Redaktion | 15.02.2023 - 18:10
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© Christian Schwier | AdobeStock.com

Der Reitsport steht zunehmend im Fokus einer immer kritischer werdenden Gesellschaft. Vielerorts macht man sich derzeit Gedanken, wie man einerseits die Außenwirkung, andererseits aber auch das Pferdewohl verbessern kann. In Großbritannien hat das jüngst dazu geführt, dass die British Riding Clubs (BRC), ihrerseits Teil des britischen Reitsportverbandes British Horse Society (BHS), ihr Reglement im Hinblick auf die Verwendung der Reitgerte nachgebessert haben.

Seit 1. Jänner 2023 darf die Gerte nun nur noch eingesetzt werden, um die natürlichen Hilfen des Reiters oder der Reiterin zu unterstützen – also im Bereich des Schenkels oder zur Richtungskorrektur an der Schulter. Die Gerte ist dabei ausschließlich im Rückhandgriff (der Gertenknauf zeigt bei in Zügelposition getragenen Fäusten nach oben, die Gertenspitze mit Schlag nach unten) einzusetzen. Ausdrücklich verboten sind Schläge auf den Hals oder in Richtung des Kopfes, aber auch, wenn das Pferd oder Pony nach einer Verweigerung abgedreht hat, nach bereits erfolgtem Ausschluss oder im Affekt.
 

Wohlergehen des Pferdes das Allerwichtigste

Man nehme das Wohlergehen der Pferde ungemein ernst, sagte BRC-Chefin Rachael Hollely-Thompson gegenüber dem Magazin Horse&Hound. Da spiele die Gerte zweifelsfrei eine wichtige Rolle. „Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, was wir von den Mitgliedern erwarten, und der springende Punkt war, dass die Gerte natürliche Hilfen unterstützen muss, aber nicht der Bestrafung dienen darf.“

Während ein fachgerechter Einsatz der Gerte durchaus eine Hilfestellung für Reiter:in und Pferd oder Pony sein kann, kehren sich die positiven Effekte der Ausrüstung im Ärger oder zum falschen Zeitpunkt angewandt schnell ins Gegenteil. Wissenschaftliche Studien hätten bereits mehrfach gezeigt, dass Angst oder Stress den Lernprozess beim Pferd massiv behindern. „Es hilft den Pferden nicht dabei, etwas zu lernen, und ist deshalb nicht effektiv – warum sollte es dann erlaubt sein?“, fragt Hollely-Thompson. „Wir haben ein breites Spektrum an Mitgliedern, von einfachen Freizeitreitern bis hin zu überaus engagierten Turnierreitern. Manche brauchen Unterstützung für ihre natürlichen Hilfen, und manche Pferde reagieren besser auf den unterstützenden Einsatz der Gerte. Aber dafür muss sie richtig eingesetzt werden.“

Ein übermäßiger Gebrauch oder der Einsatz der Gerte im Affekt sei nichts, was die BHC oder die BRC sehen wollen. „Solange wir das aber nicht in unserem Reglement festhalten, lernen die Leute nichts daraus, wenn sie das Falsche tun."
 

Reitsport folgt Rennsport nach

Das Thema Peitsche/Gerte beschäftigt den britischen Pferdesport schon eine ganze Weile. Bereits im Sommer 2022 hatte die Rennsportvereinigung British Horseracing Authority (BHA) ein eigenes Maßnahmenpaket zum Peitscheneinsatz veröffentlicht. Inzwischen droht Pferden die Disqualifikation, wenn ihre Jockeys im Rennen unerlaubt oft zur Peitsche greifen. Großbritannien ist die erste große Rennnation, die die Disqualifikation als ultimative Strafe für einen Verstoß gegen die Peitschenregeln eingeführt hat. (Mehr dazu lesen Sie hier)