Zwischen FEI und NRHA brodelt es schon eine ganze Weile. Immer wieder gab es Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Inhalte der Kooperation und den damit verbundenen Zuständigkeiten. Nach dem Bruch zwischen dem Weltreiterverband und den wichtigsten US-amerikanischen Reining-Organisationen NRHA und AQHA im November 2018 flaute die ohnehin nicht übermäßig große Begeisterung für die Western-Disziplin bei der FEI immer weiter ab. Vor der FEI Generalsversammlung im Jahr 2019 deutete alles auf eine Beendigung des Reining-Kapitels hin. In FEI-Kreisen hieß es, man sehe die formalen Regularien nicht mehr gegeben, um die Disziplin noch weiter zu betreuen.
Der geplante Rausschmiss der Reining löste bei zahlreichen Nationen heftige Kritik aus, auch in Österreich. In einem von OEPS Western-Bundesreferent Gerold Dautzenberg verfassten Positionspapier appellierte der Österreichische Pferdesportverband eindringlich, Reining weiterhin als Pferdesportdisziplin in der FEI zu belassen. Auch andere Nationen wie Belgien, Frankreich, Italien, Schweiz und Niederlande sprachen sich für einen Verbleib aus. Gegen Ende des Jahres konnte man sich nach intensiven Verhandlungen letztlich dann doch auf ein neues Vier-Jahres-Abkommen einigen, sodass im Rahmen der FEI-Generalversammlung eine große Mehrheit für einen Verbleib der Reining in der Disziplinenfamilie des Weltreiterverbandes stimmte. Nichtsdestotrotz war klar, dass die bestehenden Probleme damit längst nicht aus dem Weg geräumt waren.
Tatsächlich ließen neuerliche Unstimmigkeiten zwischen FEI und NRHA nicht lange auf sich warten. Inzwischen scheint der endgültige Bruch beider Vereinigungen unausweichlich. „Es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass bei der in diesem Jahr anstehenden FEI-Generalversammlung im November der Ausschluss der Disziplin mit Wirkung 2022 beschlossen wird, weil es kein Abkommen mehr zwischen den beiden gibt“, erklärt Soenke Lauterbach, Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, in einer Aussendung am Donnerstag.
Reining fliegt auch aus dem DOKR
In Deutschland hat der geplante Rausschmiss der Reining aus der FEI auch auf nationaler Ebene Folgen. Im Dezember haben der Beirat des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei und der Vorstand Sport über die Konsequenzen der FEI-Beschlüsse für den Fortbestand der Disziplin im DOKR gesprochen. Nun steht fest, dass für den neuen Wahlzyklus 2021 bis 2025 kein Disziplinbeirat Reining berufen wird, keine Bundeskader aufgestellt werden und auch Nico Hörmann seinen Tätigkeitsbereich als Bundestrainer nicht mehr wahrnimmt. „Ich persönlich bedauere es sehr, dass wir diese Disziplin innerhalb des DOKR künftig nicht mehr betreuen werden. Die Reining, insbesondere der Jugendbereich hat sich in den vergangenen Jahren unter der Führung von Nico Hörmann toll weiterentwickelt. Die Arbeit wurde mit vielen Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften belohnt. Der Gewinn der Bronzemedaille bei den Weltreiterspielen 2018 in den USA – im Mutterland des Westernreitsports – war aus DOKR-Sicht ein historischer Erfolg. Umso trauriger ist es, dass wir diesen Weg nicht weitergehen werden, erklärt DOKR-Geschäftsführer Dr. Dennis Peiler. „Da das DOKR aber ausschließlich für die Betreuung von FEI-Disziplinen zuständig ist, müssen wir uns von der Reining trennen, mit all den bitteren Konsequenzen. Wir freuen uns aber, dass Nico Hörmann dem DOKR als Koordinator für Distanzreiten und Para-Equestrian weiterhin erhalten bleibt.“
Betroffen von diesen Beschlüssen ist nur der deutsche Spitzensport. Die Reiningreiter*innen in Deutschland werden weiterhin durch ihre verschiedenen Westernreitverbände betreut, Turniere wird es freilich auch in der Zukunft geben. Über den Fortbestand der Deutschen Meisterschaften Reining, die die FN in Zusammenarbeit mit den Westernreitverbänden veranstaltet hat, ist allerdings noch nicht entschieden.
Kaum Änderungen in Österreich
Österreichs Reining-Referent DI Gerold Dautzenberg bedauert die bevorstehende Trennung von FEI und NRHA. „Es ist schade, dass wir in Zukunft keine Reiter mehr zu Reining-Welt- und Europameistermeisterschaften entsenden können. Österreich hat hier in der Vergangenheit viele großartige Erfolge gefeiert.“
Auf nationaler Ebene wird sich davon abgesehen jedoch wenig ändern. Vonseiten des OEPS gibt es ein klares Bekenntnis zum Reiningsport. „Natürlich wird es weiterhin national Reiningturniere geben – und das werden wir unterstützen und fördern“, sagt OPES-Sportdirektor Christian Steiner im Gespräch mit der Pferderevue.
Österreichische Meisterschaften sollen auch künftig veranstaltet werden. Nur hinter den Staatsmeisterschaften stünde ein Fragezeichen, wie Dautzenberg gegenüber der Pferderevue erklärt. Ein bereits terminisiertes Treffen mit Sport Austria-Präsident Hans Niessl soll in dieser Frage Klarheit bringen.