Zeigen sich bei Sport- oder Lastpferden plötzliche Leistungseinbußen, kann in einigen Fällen ein Vorhofflimmern des Herzens als Ursache diagnostiziert werden. Bislang wurde diesem Problem bei Pferden ausschließlich medikamentös begenet.
In der Humanmedizin wird bereits seit langem die sogenannte transvenöse, elektrische Kardioversion eingesetzt. Bei dieser Routinebehandlung wird der Herzrhythmus mit gezielten Stromstößen wieder auf Linie gebracht. Die Klinische Abteilung für Interne Medizin Pferde der Vetmeduni Wien bietet die Therapieform nun erstmals auch für Pferde an.
Mit gezielten Stromstößen zurück in den richtigen Takt
„Bei der transvenösen elektrischen Kardioversion werden direkt am Herzen Stromstöße verabreicht, um die konfuse Erregungsleitung der Vorhöfe neu auszurichten“, erklärt Jessika Cavalleri, die Leiterin der Klinischen Abteilung. Der Patient bekommt dazu spezielle Katheter mit Elektroden in das Herz gelegt. Dass diese richtig platziert sind, wird sowohl mit Druckmessung als auch Herzultraschall kontrolliert. „Die Druckmessung ist möglich, da sich der Druck zwischen der Lungenarterie und dem rechten Herzen sowie dem rechten Vorhof unterscheidet“, so Cavalleri.
Die Ultraschalluntersuchung wird zur Visualisierung des Katheters im Herzen herangezogen. Bevor das Pferd schließlich unter Vollnarkose gelegt wird, wird der Sitz der Elektroden noch einmal zusätzlich mittels eines Röntgenbildes verifiziert. Die vielen Kontrollmaßnahmen und –möglichkeiten sind eine wichtige Absicherung, wie Dr. Hannah Junge, Tierärztin der Klinischen Abteilung ergänzt.
In Narkose erhält das Pferd dann einen ersten Stromstoß. Dabei ist das exakte Timing wichtig, damit keine gefährlichen Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden. Bei jedem weiteren, neu applizierten Schock wird schließlich die Stromstärke kontinuierlich erhöht. Hier können mitunter auch Werte von bis zu 360 Joule erreicht werden und notwendig sein. Ist die „gepulste“ Rückführung in den physiologischen Herzrhythmus nachweislich erfolgt, bleibt das Pferd noch eine kurze Zeit in Narkose und wird dann zum Aufwachen vorbereitet.
Anschließend bleibt der Patient noch drei Tage zur Überwachung und für Kontrolluntersuchungen in der Klinik. Nach einer Ruhepause von vier Wochen sollte eine weitere Kontrolluntersuchung erfolgen. Dann kann in der Regel das Training wieder aufgenommen werden, so Cavalleri. Verglichen mit der medikamentösen Behandlung ist die Erfolgsquote bei der neuen Therapieform etwas höher und das Risiko von Nebenwirkungen geringer.