Gesundheit

Pferd in Altmark am West-Nil Virus gestorben, alte Tiere und Hengste laut Studie stärker gefährdet

Ein Artikel von Pamela Sladky | 01.09.2022 - 12:12
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Bei Verdacht einer WNV-Infektion gibt eine Blutuntersuchung Klarheit.
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Wie das Büro des Landesrates in einer Aussendung mitteilte, wurde am 24. August 2022 bei einem Pferd im Altmarkkreis Salzwedel eine Infektion mit dem West-Nil Virus (WNV) durch das nationale Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) festgestellt. Das Pferd war zuvor durch neurologische Symptome aufgefallen und daraufhin stationär in einer Pferdeklinik behandelt worden. Aufgrund der stetigen Verschlechterung musste das Pferd schließlich eingeschläfert werden. Die nachfolgenden Laboruntersuchungen bestätigten den Verdacht: Das Pferd hatte sich mit dem West-Nil Virus angesteckt. Es ist dies der erste nachgewiesene Fall von WNV im Altmarkkreis Salzwedel.
 

Von symptomlos bis tödlich

Die WNV-Infektion ist eine bei Pferden und Vögeln anzeigepflichtige Tierseuche, darüber hinaus sind allerdings keine weiteren Maßnahmen vorgeschrieben. Das ursprünglich in den Tropen beheimatete Virus gelangte über Zugvögel nach Europa. Vögel stellen die Hauptwirte dar. Stechmücken vermehren und übertragen das Virus.

Bei Pferden handelt es sich um eine Einzeltiererkrankung, die häufig symptomlos verläuft. Allerdings läuft eine WNV-Infektion nicht immer glimpflich ab. Rund jedes zehnte Pferd entwickelt neurologische Symptome wie Stolpern, Hinterhandlähmungen, Ataxien, Muskelzittern oder Schwäche bis hin zum Festliegen. Die schwere Verlaufsform geht mit einer hohen Sterblichkeitsrate einher. Zwischen drei und fünf von zehn Pferden überleben die Krankheit nicht.

Nach Angaben des Friedrich Löffler Instituts deuten die gehäuft auftretenden Fälle bei Vögeln  und Pferden seit 2021 auf eine Etablierung von WNV in einigen Regionen Deutschlands hin. Betroffen sind insbesondere die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen.


Kostenfreier Test

Pferdebesitzer:innen in Sachsen-Anhalt können ihre Tiere seit 2019 auf Antikörper gegen das West-Nil Virus beim Landesamt für Verbraucherschutz im Fachbereich Veterinärmedizin in Stendal untersuchen lassen. Die entstehenden Untersuchungskosten trägt die Tierseuchenkasse im Rahmen ihrer Beihilfesatzung als besondere Untersuchung. Auf die Tierbesitzer:innen entfallen lediglich die Kosten der tierärztlichen Probenentnahme.

Für Pferde stehen aktuell drei zugelassene Impfstoffe zur Verfügung. Die Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) empfiehlt, Pferde in den betroffenen Gebieten in Mitteldeutschland und den angrenzenden Regionen gegen WNV zu impfen zu lassen.
 

Erhöhtes Risiko für ältere Pferde und Hengste

Dass manche Pferde mehr gefährdet sind, an WNV zu erkranken als andere, zeigt eine in Ägypten durchgeführte Studie. Demnach können sowohl das Alter als auch das Geschlecht und die Rasse eine Rolle spielen. Ein deutliches erhöhtes Risiko besteht laut Studie für Pferde über 15 Jahre. Sie waren in der Forschungsarbeit viermal so häufig mit dem WNV infiziert wie zweijährige Tiere.  

„Unsere Ergebnisse zeigten, dass das Risiko einer Exposition gegenüber WNV mit dem Alter der Pferde deutlich zunahm, was auf eine altersbedingte Anfälligkeit für eine WNV-Infektion hindeutet“, so das Forscherteam.

Anfälliger erschienen auch Hengste, die mit 26 % klar die Spitzenreiter unter den infizierten Pferden ausmachten. Demgegenüber lieferten nur 9,2 % der Wallache und lediglich 4 % der Stuten einen positiven Bluttest. Allerdings räumte das Studienteam ein, dass der gehäuft auftretende Nachweis bei Hengsten auch daran liegen könnte, dass diese insbesondere in Touristenregionen vermehrt als Kutschenpferde zum Einsatz kommen und dabei möglicherweise mehr Stechmücken ausgesetzt sind.

Im Hinblick auf die Pferderassen erwiesen sich Vollblutaraber (13,3 %) und Englische Vollblüter (15,4 %) als widerstandsfähiger gegen das  West Nil Virus als Rassemixe (22,2 %). Möglicherweise ist dies aber auch darauf zurückzuführen, dass auf reinrassige und wertvollere Pferde vonseiten der Besitzer:innen mehr Acht gegeben wird als auf günstigere Michlinge.