„Wir sehen natürlich, dass diese Impfpflicht für Turnierpferde zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt kommt. Alles wird teurer, erst die gestiegenen Energiekosten und jetzt ist auch noch die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) hinzugekommen, die eine Impfung deutlich teurer macht“, erklärt FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach. „Das war nicht abzusehen, als im Sommer 2021 die Impfpflicht vom Beirat Sport beschlossen worden war. Die Delegierten der Mitglieds- und Anschlussverbände haben sich die aktuelle Entscheidung nicht leicht gemacht. Ihr gingen sehr intensive Diskussionen voraus. Und das Ergebnis von 131 zu 82 Stimmen für die Impfpflicht zeigt, dass die Meinungen zum Thema durchaus geteilt sind. Gerade die aktuellen Herpes-Fälle im Ausland und in Deutschland zeigen, dass die Entscheidung im Grundsatz richtig war. Viele Menschen haben ihre Pferde jetzt auch schon geimpft, so dass ein erster großer Schritt in Richtung eines flächendeckenden Impfschutzes gemacht wurde. Die Aussetzung der Impfpflicht zum jetzigen Zeitpunkt wäre ein Rückschritt.“
Ausbruch 2021 als Auslöser
2021 kam es zu einem massiven Ausbruch der neurologischen Verlaufsform von EHV-1 auf einem internationalen Turnier in Spanien. In der Folge wurden der internationale Turniersport in Europa und auch der nationale Turniersport in Deutschland für mehrere Wochen ausgesetzt. Die Folgen des Turniersportstopps waren massiv. Im Zusammenhang mit dem Ausbruch mussten 19 Todesfälle bei Pferden verzeichnet werden. Bereits seit mehreren Jahren wurde innerhalb des Verbandes eine Herpesimpfpflicht diskutiert. Laut der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin gehört die Impfung gegen Herpes zu den „Core-Komponenten“, gegen die jedes Pferd zu jeder Zeit geschützt sein muss. Denn jedes Jahr sind in Deutschland Herpesausbrüche, zu verzeichnen, die für betroffene Pferde im Falle der neurologischen Verlaufsform oftmals tödlich enden. Zudem hat die FN während des Ausbruchs im Frühjahr 2021 viele Nachrichten von Mitgliedern erreicht, in der die Einführung einer Herpesimpfpflicht gefordert wurde. Aus diesen Gründen hatte sich der Beirat Sport mit der Einführung einer Herpesimpfpflicht befasst und letztlich aus der Empfehlung eine Pflicht ab 2023 gemacht. Mit seiner Entscheidung folgte der Beirat Sport den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin.
Impfpflicht für FEI kein Thema
Auch der Weltreiterverband FEI hatte sich mit der Einführung einer Impfpflicht auseinandergesetzt, im Sommer 2022 jedoch dagegen entscheiden. Es gebe keine ausreichende wissenschaftliche Begründung, die die Einführung einer Impflicht rechtfertigen würde, hieß es in einer Aussendung des Verbandes, zudem seien die derzeit verfügbaren Impfstoffe auch gegen die neurologische Form von EHV-1 unwirksam. Man wolle erst die Entwicklung verbesserter Impfstoffe abwarten, bevor man die Situation neu bewerte.