Öffentliche Meinung

Vertrauen der Öffentlichkeit in den Pferdesport wächst

Ein Artikel von Redaktion | 19.06.2024 - 13:38
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Laut einer aktuellen Umfrage ist das Vertrauen in den Schutz des Pferdewohls im Sport leicht gestiegen – von 10 % im Jahr 2022 auf 17 % im Jahr 2024.   ©Ines Meier - stock.adobe.com

World Horse Welfare (WHW) zählt seit vielen Jahren zu den treibenden Kräften, wenn es um die Förderung des Wohlergehens von Pferden geht – sowohl ganz allgemein als auch speziell im Sport. Die Organisation ist ständiger Berater des Weltreiterverbands FEI sowie der britischen Rennsportbehörde British Horseracing Authority. Am 12. Juni lud World Horse Welfare nach London ein, um mit führenden Stimmen aus dem Pferdesport und der Medienwelt zu diskutieren, was die öffentliche Meinung über das Wohl der Pferde in allen Reitsportdisziplinen beeinflusst.
 

Vertrauen wächst

Eine der Hauptbotschaften der Veranstaltung war, dass Reiter und Menschen im Pferdesport das Vertrauen der Öffentlichkeit wesentlich beeinflussen. Laut der dritten jährlichen YouGov-Meinungsumfrage, die von der Tierschutzorganisation in Auftrag gegeben wurde, ist das Vertrauen in den Schutz des Pferdewohls im Sport leicht gestiegen – von 10 % im Jahr 2022 auf 17 % im Jahr 2024.

Für WHW-Geschäftsführer Roly Owers ein positiver Trend, auf dem man sich aber nicht ausruhen dürfe: „Es gibt eindeutig ein Bedürfnis nach mehr Informationen über das Wohlergehen im Sport – mehr als die Hälfte der Allgemeinheit möchte dies – und fast zwei Drittel der Pferdeleute (die 2 %, die regelmäßig mit Pferden interagieren).“ Interessant: Ausgerechnet unter den Pferdeleuten gibt es die Ansicht, dass es genug oder sogar zu viele Informationen gäbe. „Gut möglich, dass es genau diese Stimmen sind, die wir in unserer Pferdewelt-Bubble hören“, so Owers.
 

Vorbildfunktion und Transparenz

Im Hinblick auf die zentrale Frage „Was beeinflusst das Vertrauen in den Pferdesport, das Wohlergehen zu schützen?“ sagte er: „Es geht nicht so sehr darum, was Regulierungsbehörden sagen und tun, sondern darum, was Reiter und diejenigen, die am Sport beteiligt sind, sagen und tun. Dies wird am stärksten gewichtet (28 %), gefolgt von den Medien (25 %), anderen Menschen, die mit Pferden zu tun haben, aber nicht im Sport (20 %), und zuletzt den Sportregulierungsbehörden (18 %).“

Wie Transparenz das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Sport mit Pferden stärkt, erläuterte Nick Luck, Rundfunksprecher und Autor, in der anschließenden Podiumsdiskussion. Für ihn sei die jüngste Initiative des Rennsports, eine positive Botschaft zum Wohlergehen zu vermitteln, besonders effektiv gewesen. Die Gründe dafür ortet Luck in der Transparenz. „Es wurde versucht, jeden Aspekt des Sports so zu zeigen, wie er ist, es wurde versucht, so viel Zugang wie möglich hinter die Kulissen zu geben, sei es die Art und Weise, wie die Pferde gefüttert werden, beschlagen werden, wie viel Zeit sie auf der Weide verbringen, und der Öffentlichkeit ständig zu zeigen, was unsere Bindung an den Pferdeathleten ausmacht.“

Für Gemma Pearson, Direktorin für Verhalten bei The Horse Trust, sind aber nicht nur Verbände und Sportler gefragt, wenn es darum geht, ein positives Image nach außen zu transportieren. „Jeder hat die Verantwortung, unseren Sport zu präsentieren. Egal, ob Sie ein Freizeit-Reiter oder jemand sind, der nur glücklich im Gelände reitet, oder ob es sich um die Elite-Reiter oder die Tierärzte handelt. Jedes Mal, wenn Sie mit Ihrem Pferd interagieren, müssen Sie ein gutes Beispiel geben.“
 

Pferdewohl ist kein Problem – es ist die Lösung

Johan Fyrberg, Generalsekretär der Schwedischen Reiterlichen Vereinigung, betonte die Notwendigkeit, Wohlergehensfragen offen anzugehen und kontinuierlich zu verbessern. „Schweden möchte an vorderster Front in Sachen Pferdewohl stehen. Das ist für uns nichts Neues, wir haben seit Jahrzehnten Bildungsprogramme … Wir führen eine sehr intensive Debatte, wenn es um das Wohl der Pferde geht. Wir müssen darüber diskutieren, wir müssen offen mit einigen schlechten Fällen umgehen, die wir haben, sie konsequent angehen und Initiativen vorantreiben. Das Wohl der Pferde ist kein Problem, es ist eine Lösung.“

In diesem Zusammenhang sprach sich Vielseitigkeitsreiterin Tina Cook für rigorosere Disziplinarmaßnahmen aus – aber auch für Kontrollen in den heimatlichen Ställen: „Unangekündigte Kontrollen für Verbandsmitglieder könnten die Leute dazu bringen, sich mehr Mühe zu geben, wenn sie ihre Pferde nicht so gut managen, wie sie könnten … es würde sie auf Trab halten.“


Der Blick über den „Bubble“-Rand

Die aktuellen Umfrageergebnisse brachten einmal mehr ans Licht, dass ein erheblicher Teil der Öffentlichkeit keine Inhalte über den Pferdesport in den Medien sieht. Die Olympischen Spiele würden hier eine große Chance bieten. Gemma Pearson beschrieb ein Gespräch mit einem nicht pferdeaffinen Verwandten, der von den „tanzenden Pferden“ des olympischen Dressurreitens begeistert war: „Es war diese Harmonie, die hervorstach … sie waren plötzlich begeistert, weil sie diese Harmonie sahen.“ Sie betonte auch, dass die Allgemeinheit ein glückliches Pferd erkennen könne und dass positive Bilder wie diese beim Publikum Anklang finden würden.

Zum Abschluss der Veranstaltung sagte Roly Owers: „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir über uns und unsere Pferdewelt hinausblicken und, wenn wir über Wohlbefinden nachdenken, unabhängige Perspektiven einholen und darauf vertrauen. Wir sollten uns nicht ausschließlich von dem leiten lassen, was andere denken, aber wir müssen uns bewusst sein, was andere denken. Die Pferdewelt hat eine gewisse Kontrolle über ihre eigene Zukunft, aber nicht die vollständige, und es liegt an uns, über unsere ‚Bubble‘ hinauszugehen und Einfluss zu nehmen.“

Ein Mitschnitt der Veranstaltung ist auf YouTube verfügbar: