Dressur

Adelinde Cornelissens Paradepferd Parzival gestorben

Ein Artikel von Redaktion | 03.02.2023 - 11:36
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Adelinde Cornelissen und Parzival bei den Europameisterschaften in Rotterdam, wo sie zweimal Gold holten.
© www.holcbecher.com

Von 2008 bis 2014 gehörten die Niederländerin Adelinde Cornelissen und Parzival  zur absoluten Weltspitze des Dressursports. Der langbeinige Jazz-Sohn aus einer Ulft-Mutter trug seine Reiterin zu unzähligen Siegen und Platzierungen und machte Cornelissen zur neuen Nummer eins im Team der Niederländer. Das Paar wusste stets mit viel Ausdruck und Präzision zu überzeugen und machte so gut wie keine Fehler. Gleichzeitig waren seine Ritte stets von viel Spannung und nicht gerade dezenter Einwirkung gekennzeichnet, was dem Duo auch einiges an Kritik einbrachte.
 

Kometenhafter Aufstieg

International aufmerksam machte die Kombination Cornelissen Parzival ab dem Jahr 2008 auf sich, als ein Sieg auf den anderen folgte. Der große Durchbruch gelang schließlich bei den Europameisterschaften in Windsor 2010, wo die beiden neben Gold mit der Mannschaft auch den Titel im Grand Prix Spécial gewannen. Die Silbermedaille ging in dieser Prüfung an ein anderes legendäres Paar der Niederländer: einen gewissen Totilas unter Edward Gal, die den Spieß in der Kür allerdings umdrehen sollten.

Bei den Weltreiterspielen im Folgejahr war erneut alles für einen Schlagabtausch der beiden niederländischen Spitzenpaare angerichtet. Doch es kam nicht dazu, denn Parzival hatte im Grand Prix Blut am Maul. Die Blood-Rule griff und das Paar wurde ausgeschlossen, was vor allem bei den Niederländern lautstarke Proteste auslöste.
 

Europameister und Weltcupsieger

Nach dem Verkauf von Totilas im Anschluss an die Spiele war der Weg endgültig frei für Cornelissen und Parzival, der durch das österreichische Unternehmerpaar Jerich gesponsert wurde und den Firmennamen als Präfix trug. Das nächste Championat, die Europameisterschaften 2011, standen deshalb ganz im Zeichen des Paares, das hier zwei Einzel-Goldmedaillen gewann. Doch schon im darauffolgenden Jahr fanden Cornelissen und Parzival in Charlotte Dujardin (GBR) und Valegro ihre neuen Meister. Die Olympischen Spiele in London endeten mit Einzel-Silber und Mannschafts-Bronze für das Paar. Wenn die britischen Konkurrenten aber nicht im Spiel waren, waren Cornelissen und Parzival meist nicht zu schlagen. So wie beim Weltcupfinale in 's-Hertogenbosch 2013, wo die beiden die Serie zum zweiten Mal in Folge für sich entschieden. Bei den Europameisterschaften im selben Jahr gab’s dann zweimal Bronze hinter Dujardin mit Valegro und Helen Langehanenberg mit Damon Hill. Bei den Weltreiterspielen in Caen 2014 wurde es noch einmal eine WM-Medaille, diesmal in Bronze. Es war das letzte Championatspodest für das Paar.


Unrühmlicher Schlusspunkt in Rio

Das unrühmliche Ende einer großen Karriere folgte 2016 anlässlich der Olympischen Spiele in Rio. Der bereits 19 Jahre alte Parzival sollte noch einmal das Oranje-Team auf großer Bühne unterstützen. Doch der Auftritt verlief anders als erhofft. Mitten in der Prüfung gab Cornelissen auf, bis dahin hatte sich Parzival durch die Prüfung geschleppt, und immer wieder die Zunge aus dem Maul gestreckt. Im Nachhinein berichtete die Reiterin, ihr Pferd sei am Vortag von einem Moskito gestochen oder einer Spinne gebissen worden, was ihm gar nicht bekommen sei. Man habe versucht, ihn mittels Infusionen für den Grand Prix fit zu bekommen. Ein Versuch, der offenkundig misslungen war.

Danach war Schluss und Parzival verbrachte seine Rente daheim bei seiner Reiterin. Bis jetzt. Wie Adelinde Cornelissen am Donnerstagabend via Facebook mitteilte, ist der große Fuchs nun im Alter von 26 Jahren gestorben.

In einem emotionalen Post verabschiedete sich Cornelissen von ihrem langjährigen Wegbegleiter:

"Parzival, 'The boss', ich verneige mich vor dir. Ich fühle mich demütig und privilegiert, dich getroffen und kennengelernt zu haben … nicht wegen der Meisterschaften, die du gewonnen hast, sondern wegen der Persönlichkeit, die die warst … Es war eine ziemliche Herausforderung, den großen, schüchternen, misstrauischen und verängstigten Fuchs, der du warst, davon zu überzeugen, dass du mir und der Welt um dich herum vertrauen kannst. Aber sobald wir einander vertrauten, wurden wir ein Team. In den letzten 21 Jahren waren wir unzertrennlich! Jeden Tag lehrtest du mich Liebe, Vertrauen, Respekt, Freundschaft, Loyalität, Leidenschaft, das Leben in vollen Zügen zu leben, jeden Tag mein Bestes zu geben, die kleinen Dinge zu genießen und niemals aufzugeben. … Träume können wahr werden!

Parzival hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin! Und dafür bin ich ewig dankbar! Er war ein richtiger Professor. Er brachte die Pfleger jeden Tag auf die Koppel, trat dir auf die Zehen, wenn du versucht hast, ihn nicht mehr zu bürsten oder zu kratzen. Er versuchte, neue Pfleger zu erschrecken, die seine Box betreten wollten, und nach ein paar Jahren war er so sicher im Umgang mit Kameras, dass er anhielt und posierte, sobald er eine entdeckte! Ich habe noch nie eine solche Persönlichkeit getroffen! Ich weine, während ich dies schreibe. Ich weiß nicht, wie ich einen Tag ohne dich leben soll, mein bester Kumpel, mein Seelenverwandter, derjenige, der für mich durchs Feuer gegangen wäre und ich für ihn … Ich bin am Boden zerstört und mein Herz ist gebrochen. Es tut weh, an Tage ohne dich zu denken, Parzi… Es fühlt sich schon jetzt so leer an…. Danke Parzi für eine tolle Reise und wundervolle Erinnerungen… Ich werde sie in Ehren halten. Für immer in meinem Herzen.