Mit Epaillard sah das begeisterte Publikum einen verdienten Sieger. Schon von Beginn an diktierte er das Geschehen und konnte es sich sogar leisten, am zweiten Tag auf das Stechen zu verzichten und freiwillig den sechsten Platz zu belegen, um seinem zwölfjährigen Wallach für die weiteren Springen Kräfte zu sparen. „Er fühlte sich da schon etwas müde an, darum traf ich diese gewagte Entscheidung“, gab er auf dem Siegerpodium lächelnd zu.
Epaillard profitierte nicht nur von seiner cleveren Taktik, sondern auch von den Fehlern seiner Verfolger in den beiden Umläufen am Sonntag. Als er das letzte Mal in die Arena der St. Jakobshalle einritt, betrug sein Vorsprung beruhigende sieben Punkte. Zweimal klapperte es auf dem Weg durch den technisch anspruchsvollen Parcours, und als dann in der Mitte der Strecke doch eine Stange fiel, kam kurz Spannung auf. Aber Epaillard behielt die Nerven und durfte am Ende ausgiebig jubeln.
Basel ein Erfolgsgarant für Epaillard
Auf den weiteren Plätzen landeten mit dem Briten Ben Maher (Point Break) und Kevin Staut (Visconti du Telman) ebenfalls erfahrene Weltcupreiter. Beide brachten es in Summe auf sieben Punkte, die bessere Zeit bescherte Maher Rang zwei. Trotz der Enttäuschung über den Rückfall ihres Lokalmatadors Martin Fuchs, der mit Leone Jei in den beiden Schlussprüfungen zwölf Fehlerpunkte kassierte, erwiesen sich die Zuseher – wie schon am Vorabend in der Dressur – als fachkundiges und faires Publikum und applaudierten frenetisch dem strahlenden neuen Weltcupsieger, der im Vorjahr als Zweiter nur knapp am Titel vorbeigeschrammt war.
Podest der Routiniers: Ben Maher (GBR), Weltcupsieger Julien Epaillard (FRA) und Kevin Staut (FRA) © holcbecher.com
Basel scheint aber generell ein guter Boden für Epaillard zu sein. Bereits im Jänner hatte er hier das Weltcup-Qualifikationsspringen gewonnen. Stichwort Boden: „Der Boden in dieser Halle kommt meinem Pferd entgegen und war ideal für mich“, verriet er später – was besonders wichtig ist, da die meisten seiner Pferde barhuf gehen. Donatello d’Auge stammt sogar aus eigener Zucht und ist immer noch im Familienbesitz.
Für Max Kühner lief es leider am Schlusstag nicht wie erhofft, er musste sich im Klassement mit dem zehnten Platz begnügen. Aber wer Kühner kennt, weiß, dass er das Wochenende genau analysieren wird. Der Pferderevue gegenüber zog er gleich einmal folgende Konklusio:
Pferderevue: Wie analysierst du die beiden heutigen Runden?
Max Kühner: Die erste Runde hat mir gar nicht gefallen, da war alles so unrhythmisch, und es bestand keine echte Harmonie zwischen Blue und mir. Der Fehler in der Dreierkombination war dann eigentlich auch nur eine logische Konsequenz. Die zweite Runde fand ich insgesamt besser, wobei der Fehler jetzt nicht unbedingt hätte sein müssen. Insgesamt hat es ein bisschen an Abstimmung gefehlt. Im Nachhinein ist man ja immer schlauer, und ich denke, dass ich mir ein bisschen zu wenig Zeit für die Vorbereitung genommen habe. Ich hätte doch noch ein, zwei Turniere mehr mit den beiden Pferden bestreiten und mich dann doch noch intensiver mit ihnen vorbereiten müssen. Wir waren bei diesem Turnier nicht in derselben Cloud – wahrscheinlich hat es Blue mir eh gesagt, aber ich habe ihn nicht gehört.
Pferderevue: Wie schätzt du generell den Weltcup in seinem Stellenwert im Pferdesport ein?
Max Kühner: Der Weltcup ist für mich immer noch das Winterhallen-Championat, ganz klar. Insbesondere die Qualifikation in Westeuropa ist schon anspruchsvoll – da muss man konstant gute Leistungen bringen, um dabei zu sein. Aber wir haben gesehen, dass das Teilnehmerfeld sehr gemischt ist, und wir werden da MERs (Minimum Eligible Requirements) für die Zukunft brauchen. Aber das ist der Job der FEI, sich darüber Gedanken zu machen.
Die Ergebnisse im Detail gibt es hier.