Vor dem Finale in Rabat lag Olympiasieger Christian Kukuk mit 242 Punkten in Führung, dicht gefolgt von Max Kühner mit 234 Punkten. Beide Reiter hatten in dieser Saison je einen wichtigen Sieg erritten – Kukuk gewann in Madrid, Kühner in St. Tropez. Zwei weitere Male sprang Kühner auf ein GCT-Stockerl und lieferte weitere Top-Ergebnisse. 2024 war für den Wahl-Tiroler klar die bislang erfolgreichste LGCT-Saison seiner Karriere. Kukuk konnte sich durch beständige Top-10-Platzierungen in der Gesamtwertung behaupten und letztlich sogar die Führung übernehmen.
Doch schon nach dem Umlauf im letzten GCT-Grand Prix dieser Saison war klar, dass Kukuk nach seinem umjubelten Olympiasieg in Paris-Versailles diesmal nicht triumphieren würde. Der Deutsche hatte mit Just Be Gentle einen Abwurf im Grundparcours, Kühner blieb auf Elektric Blue hingegen fehlerfrei. Damit war die Sache für Kühner schon vor dem Stechen in trockenen Tüchern.
In der Entscheidungsrunde waren Kühner und Elektric Blue P dann die Schnellsten, leider kassierte das Paar einen Abwurf, sodass der Sieg an den Spanier Edurado Alvarez Aznar und seinen scheinbar nicht alternden Rokfeller de Pleville Bois Margot ging. Der 19-jährige französische Wallach brachte eine weitere fehlerfrei Runde ins Ziel, mit 36,96 Sekunden die schnellste unter den Nullern. Für Kühner und Blue wurde es Platz 5. Eine weitere Spitzenplatzierung in dieser Saison für den 50-Jährigen, der damit seine Gesamtgewinnsumme in dieser GCT-Saison auf knappe 900.000 Euro aufstockte.
Bereits nach dem Umlauf hatte Kühner in einem ersten Interview ungewohnt emotional reagiert. Mit den Tränen kämpfend und nach Worten suchend, sagte er: „Ich bin überwältigt... Elektric Blue hat im Parcours wirklich gekämpft – es scheint, als hätte er gewusst, dass es um etwas Besonderes geht.“ Über seinen Sieg sagte er, nun wieder gewohnt analytisch: „Das ist das höchste Wettbewerbsniveau der Welt, und es ist nicht nur ein Ergebnis eines Tages, sondern noch mehr als ein Wochenende – es ist eine ganze Saison. Die Konstanz guter Ergebnisse über die gesamte Saison hinweg macht mich stolz. Sie zeigt, dass wir über das Jahr hinweg etwas richtig gemacht haben.“
Christian Kukuk zeigte sich enttäuscht, dass es für ihn mit dem Titel diesmal nicht geklappt hatte, zollte seinem Kontrahenten jedoch gebührenden Respekt: „Er war der konstanteste Reiter auf dem höchsten Niveau, das man in unserem Sport erreichen kann. Er hat unglaubliche Pferden... er hat ein außergewöhnliches Auge für Pferde, es ist kein Zufall, dass er all diese Pferde in seinem Stall hat, er hat sie selbst gefunden.“
Der erste Global-Champions-Tour-Titel ist für Kühner auch ein großes Trostpflaster, nachdem er bei seinem Olympia-Debüt in Paris ohne Medaille geblieben war. „Danach hatte ich so etwas, wie eine Olympia-Depression. Wenn du dort keine Medaille gewinnst, fährst du komplett leer nach Hause. Ich hoffe, dass es in vier Jahren in Los Angeles besser läuft!", so Kühner.