Ausbildung

Aller Anfang ist die Reitschule

Ein Artikel von Margarete Donner | 09.02.2024 - 11:43
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Schulpferde sind für viele Kinder die erste große Liebe. Für den  Schulbetrieb sind sie unabdingbar – und derzeit leider Mangelware. © www.Slawik.com

Natürlich gibt es diejenigen, die mit vier Jahren bereits ein Pony ihr Eigen nennen, das Leichttraben vom privaten Trainer erlernen und regelmäßig mit der erfolgreichen Mama über Stock und Stein reiten. In eine Reiterdynastie hineingeboren zu werden, ist sicherlich die beste Voraussetzung für einen sportlichen Aufstieg, jedoch eindeutig eher die Ausnahme denn die Regel. Für die restlichen 99 Prozent der pferdebegeisterten Kinder und Jugendlichen beginnt das Glück der Erde auf dem Rücken der Schulpferde. Allerdings steht der konstant hohen Nachfrage an Reitunterricht ein ebenso konstanter Rückgang von aktiven Reitställen gegenüber. Denn einen Schulbetrieb am Laufen zu halten, ist ein richtig hartes Brot: Weder macht die Teuerungswelle vor den Stalltoren halt noch der Mangel an Fachkräften – seien es Stallarbeiter:innen, Reitlehrer:innen oder Schulpferde. Zudem haben sich die Zeiten geändert, das Risiko steigt, nach einem Sturz von den Eltern geklagt zu werden, wohingegen die Geschicklichkeit der Reitkinder aus der Generation der Post-Millenials spürbar sinkt. Keine glückliche Paarung. Und schließlich konnten sich zahlreiche alternative Reitangebote am Markt breitmachen und erfreuen sich vor allem bei den Eltern kleinerer Kinder großer Beliebtheit.

Man könnte jetzt den guten alten Zeiten nachtrauern oder sich dorthin zurückwünschen. Das mag vielleicht die Strategie einzelner Funktionäre sein, doch wer jammert und zaudert, dem rutscht das Herz eher in die Reithose, als dass er es über den Sprung voran werfen kann. Es gilt also für die Verbände gleichermaßen wie für die einzelnen Betriebe, den Ist-Zustand ohne Weichzeichner zu analysieren, flexibel auf den Markt zu reagieren und Lösungen auch außerhalb des bisherigen Horizonts in Betracht zu ziehen. Am Anfang stehen zu Recht die wahrhaft tragenden Säulen jeder Reitschule – die Schulpferde.
 

Ein Königreich für ein Schulpferd

Die Erinnerungen an unsere vierbeinigen Lehrmeister, an deren Namen und Charaktere haben sich meist unauslöschlich in unser Gedächtnis geprägt: Mein erstes Schulpferd war die Schimmelstute Olga, fertig gesattelt stand sie im Hof. Der ehrfürchtige Kommentar meiner jüngeren Schwester: „Du darfst gleich am Anfang ein weißes Pferd reiten!“ Moritz war der Braune, der mich bei jeder Gelegenheit abgeladen hat, und Lisa mein erstes Herzenspferd. Raten Sie mal, wie meine Tochter heißt.

Schulpferde sind die erste große Liebe, Hauptakteure in romantischen Ostwind-Träumereien und – derzeit kaum zu bekommen. Bei einer aktuellen Umfrage des Niederösterreichischen Pferdesportverbandes gaben drei Viertel der teilnehmenden Reitschulen die schwierige Suche nach geeigneten Pferden als großes Problem an. Dabei sind es zwei Faktoren, die den Kauf von Ponys oder Pferden für den Schulbetrieb nahezu unmöglich machen: die gestiegenen Preise am Pferdemarkt und das schlechte Image der Reitschulen. „Man kauft eher ein Pferd aus dem Schulbetrieb heraus, um es zu retten, und nicht umgekehrt“, so Mag. Petra Choc, Präsidentin des NOEPS. So enden denn auch zahlreiche Annoncen mit dem Nachsatz: „Wird nicht an Schulbetriebe verkauft.“ Nach wie vor grassiert unter den verkaufswilligen Pferdebesitzer:innen die Angst, dass ihre ehemaligen Lieblinge unter dem Dasein als Lehrpferd extrem leiden würden. Diese Sorge kann in Einzelfällen berechtigt sein, doch oft hält sich hartnäckig ein völlig realitätsfernes Bild von Schulställen. Man denkt an die düsteren Stände aus der eigenen Jugendzeit, wo die Tiere eng nebeneinander aufgestallt waren und fertig gesattelt von Kunde zu Kunde weitergereicht wurden.

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Anna Rosa Brandstätter, Reitstall Hobby Pferd: „Unsere Pferde haben ein artgerechtes Traumleben im Offenstall.“ © Julia Baumgartner Fotografie

„Leider ist der Schulbetrieb ein bisschen verschrien“, bedauert Anita Cuban von der "Shetty-Farm" in Hollern. In vielen Fällen zu Unrecht: Die Shetty-Farm-Ponys und -Pferde haben beispielsweise regelmäßig Freilauf und gehen eine, am Wochenende maximal zwei Stunden am Tag im Unterricht. In die gleiche Kerbe schlägt Anna Rosa Brandstätter vom Reitstall "Hobby Pferd" im niederösterreichischen Moosbierbaum: „Wir haben für unsere Pferde ein artgerechtes Traumleben anzubieten, sie stehen im Offenstall, haben angepasste Sättel und lieben den Schulbetrieb. Sie haben im Endeffekt ein genauso gutes Leben wie ein Einstellpferd.“ Einen Ausweg aus dem Schulpferdemangel sehen die beiden Stallbesitzerinnen derzeit nur darin, entweder am eigenen Hof Nachwuchs zu züchten oder sehr junge Pferde zu erstehen und selbst auszubilden.

Mag. Doris Täubel-Weinreich, die bundesweit erste ausgewiesene Referentin für Schulbetriebe, erhielt bei ihrer Umfrage in den Reitställen Niederösterreichs zahlreiche Rückmeldungen zu dem Thema Schulpferdemangel. Nachzudenken wäre unter anderem über eine Imagekampagne für Schulpferde und eine allgemein zugängliche Plattform für Verkaufspferde, die sich für Reitschulen eignen. Dazu bedarf es jedoch klarer Kriterien, anhand derer sich Pferdebesitzer:innen ein Bild von der pferdegerechten Haltung in den jeweiligen Schulställen machen können. Denn bei einem Lokalaugenschein trügt oft der Schein oder fehlt die Zeit. Aussagekräftiger wäre daher eine Kennzeichnung für jene Reitbetriebe, bei denen das Pferdewohl an oberster Stelle steht. Auch stallsuchenden Eltern wäre mit einer gut sichtbaren Plakette für das Prädikat „pferdefreundlicher Ausbildungsbetrieb“ sehr geholfen. Längst geht es diesen nicht mehr einzig darum, ihre Kinder dort zu parken, wo es nach Ponys und Pferdemist duftet: Durch die allgegenwärtige kritische Betrachtung des Reitsports wurde Tierschutz zu einem wichtigen Entscheidungskriterium bei der Wahl des Reitstalles.

Der Österreichische Pferdesportverband setzte bereits vor 20 Jahren die Idee einer Reitstall-Kennzeichnung um. Ausgewiesen werden damit bestehende Reitanlagen, der Ausbildungsstand der Pferde sowie die OEPS-Qualifikation der Lehrkräfte. Die sogenannten „Hufeisen“ sind allerdings kein Kriterium für artgerechte Haltung oder für pädagogisch wertvollen Unterricht, weshalb schon länger die dringende Forderung nach einer Überarbeitung und Anpassung des Kriterienkatalogs an aktuelle Bedürfnisse im Raum steht. Denn nicht nur die Elterngeneration hat sich gewandelt, auch der zukünftige Reiternachwuchs bringt im 21. Jahrhundert völlig andere Voraussetzungen mit.

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Kinderunterricht muss heute breit aufgestellt sein und pädagogischen Konzepten folgen. © Pferdespaß Wihaatastisch

Eine ganz andere Generation

„Die Lebensumstände der Kinder und Jugendlichen haben sich in den letzten 30 Jahren massiv verändert. Den Kindern fehlt jegliche freie Bewegungserfahrung“, stellt Nina Sagmeister MA immer wieder fest. Die Vielseitigkeitsreiterin und Vortragende bei der neuen Zusatzqualifikation Kinderunterricht weiß sehr genau um die schon im Kindesalter durchgeplante Freizeit, die kaum Raum lasse für Abenteuer am Spielplatz oder auf der Gstett’n nebenan. Durch den Mangel an unkontrollierter Bewegung in der Natur und übermäßig besorgte Eltern fehlen heute fast allen Kindern Erfahrungen wie Balancieren, Abspringen, Raufklettern oder Runterfallen. Zentrale motorische Fähigkeiten, die zum Reiten oder Voltigieren benötigt würden, sind oft nur rudimentär vorhanden. Darüber hinaus gibt es noch das Klientel der übergewichtigen Kinder, die unter der fälschlichen Annahme zum Reitsport kommen, dass man weniger Kondition benötige, weil man vom Pferd getragen werde.

„Deswegen müssen wir im Reitunterricht ganz anders ansetzen“, erklärt Sagmeister, „denn wie willst du ein großes Lebewesen kontrollieren, wenn du den eigenen Körper nicht unter Kontrolle hast.“ Es ist also einerseits notwendig, Balancegefühl, Fitness, Körperspannung und Geschicklichkeit bereits vom Boden aus zu fördern, um die Schulpferde zu entlasten und ein sportliches Weiterkommen überhaupt zu ermöglichen. Auch Falltraining zu ebener Erde ist für die Generation der oftmals unbeweglichen Post-Millenials wichtiger denn je. Andererseits musss die Dauer der Ausbildung ganz anders kalkuliert werden als früher, wo man nach nur zehn Longen in die freie (Wild-)Bahn entlassen wurde. Dazu braucht es neue Formen des Unterrichts sowie das entsprechende Equipment, um gezielt Bewegungsübungen zu integrieren.

Was den Umgang mit dem Nachwuchs betrifft, macht der Ton immer mehr die Musik: Wurde den Reitschüler:innen früher in guter alter Militärtradition der Marsch geblasen, will heute niemand mehr, dass sein Kind am Reitplatz von A nach B oder C kommandiert wird. Vielmehr geht es darum, je nach Situation die richtige Tonart zu treffen, einmal verständnisvoll, dann wieder motivierend oder auch kurzzeitig streng, wenn es die Sicherheit erfordert. Gut ankommen werden jene Reitlehrer:innen, die abwechslungsreiche Stundenbilder gestalten, Ziele gemeinsam mit den Kindern erarbeiten und den Spaß am Reiten nicht zu kurz kommen lassen. Es braucht demnach einen Pool an Methoden und ausreichend Sozialkompetenz, um der Zielvorstellung der OEPS-Ausbildungsleiterin Mag. Dr. Susanna Kleindienst-Passweg gerecht zu werden: „Ich wünsche mir für die Schulbetriebe einen liebevollen Umgang mit den Kindern.“

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Auf der Shetty-Farm hat man sich ganz auf den Nachwuchs eingestellt, vom Reitkindergarten übers Voltigieren bis hin zum Dressur- und Springreiten reicht das Angebot.

Ein Einstieg für die Jüngsten

Gilt in der Welt mancher Sachverständiger noch das Reiten unter acht Jahren als fahrlässig, ist in der heutigen Gesellschaft anderes gefragt: Nur wenn man den Nachwuchs im Kindergartenalter anspricht, gewinnt man ihn für eine Sportart. „Wir müssen die Kinder möglichst früh begeistern, in der Volksschule haben sich die meisten bereits für einen Sport entschieden. Das haben andere Sportvereine schon vor viel längerer Zeit erkannt“, stellt Nina Sagmeister nüchtern fest. Da es aber weder von der Konzentrationsfähigkeit noch von den körperlichen Voraussetzungen her sinnvoll ist, ein Kleinkind im Alter von vier Jahren auf ein gesatteltes Pferd zu setzen und 30 Minuten im Kreis zu longieren, braucht es hier ebenfalls innovative Konzepte.

Solche Konzepte haben alternative reitpädagogische Angebote längst entwickelt, weshalb sie in den letzten Jahrzehnten ohne namhafte Konkurrenz ein großes Marktsegment besetzen konnten. Während nicht-reitende Eltern meist wenig Ahnung von OEPS-Qualifikationen haben, wirkt ein kindergerechtes Setting nach außen immer vertrauenserweckend. Anstatt diese Ansätze jedoch in Bausch und Bogen zu verdammen – wie es oftmals von den „richtigen“ Ausbilder:innen praktiziert wird – wäre es hilfreich, sie genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn die Palette reicht von sicherheitstechnisch zweifelhaftem Halbwissen, das im Schnellsiedekurs erworben wurde, bis zu ausgereiften Reitlernmethoden, die ebenso auf pädagogischen Erkenntnissen wie auf der klassischen Reitlehre aufbauen. Daher denken bereits einige Funktionäre laut über eine zukünftige Zusammenarbeit mit bewährten Konzepten nach. Schließlich könnte ein Brückenschlag fruchtbarer sein, als diesen Anbietern das eroberte Feld zähneknirschend zu überlassen.

Um die neue Generation an Reiter:innen abzuholen, bedarf es bei den Unterrichtenden also neben Professionalität und Fachwissen auch einer gewissen Flexibilität, neue Wege zu beschreiten. Wer aber sind unsere Reitlehrer:innen – und von wem haben sie selbst gelernt?

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Stangentraining in der Reitschule Schraut: Reitlehrer:innen müssen sich laufend fortbilden. © Julia Trimmel

Ein Berufsbild ohne Rahmen

Auf die Frage nach der Qualifikation der Hauptverantwortlichen für den Schulbetrieb hatten unter den Teilnehmer:innen der aktuellen NOEPS-Umfrage jeweils rund ein Viertel eine Ausbildung als ÜL Voltigieren beziehungsweise ÜL Reiten, gerade mal acht Prozent waren Reitinstruktoren, die restlichen – immerhin 40 Prozent – setzten sich aus Reitpädagog:innen oder „Sonstiges“ zusammen. Die Ergebnisse sind natürlich nicht repräsentativ, doch vermutlich auf die anderen Bundesländer übertragbar.

Und obwohl jährlich um die hundert Übungsleiter Reiten ihre Prüfung ablegen, findet man vielerorts kaum geeignete Lehrkräfte für den Schulbetrieb. Die Gründe liegen zum Teil auf der Hand: Wer möchte drei Stunden hintereinander kleine Kinder unterrichten – inklusive aller damit verbundenen Vorarbeiten, Risiken und einem aufwendigen Elternmanagement – wenn er für eine einzige risikoarme Privatstunde ebenso viel kassiert? Unter diesen Vorzeichen gehen den Reitschulen regelmäßig gerade die guten und dringend benötigten Reitlehrer:innen verloren. Sabine Steinbach von der Jungen Reiter Elite ASKÖ Wien macht sich schon seit Jahren für ihren Berufsstand stark: „Die wichtigste Maßnahme wäre, dass Reitlehrer ein Beruf mit Kollektivvertrag wird. So einen Anlauf gab es schon, er ist aber dann im Sande verlaufen.“ Nach wie vor steht der Wunsch im Raum, die Profession – ähnlich wie jene der Schilehrer – langfristig als geschützten Beruf zu etablieren, vor allem aber die Unterrichtenden für ihre Ausbildung, ihren Einsatz und das berufsimmanente Risiko entsprechend zu entlohnen.

Mittelfristig wünscht sich mehr als die Hälfte der Vertreterinnen von Schulbetrieben in Niederösterreich eine internetbasierte Jobplattform, wo arbeitswillige Praktikant:innen und Ausbilder:innen sowie Betriebe mit offenen Stellen zusammenfinden könnten. Damit wäre wohl nicht nur den Ostösterreicher:innen geholfen: Auch der Pferdesportverband in Vorarlberg startete unlängst einen händeringenden Aufruf nach Übungsleiter:innen, und Nadine Knappitsch, Inhaberin der Reitschule "Pferdespaß Wihaatastisch" in der Obersteiermark, sucht schon länger vergeblich nach einer zusätzlichen Übungsleiterin Reiten. Kinderunterricht sei schön, aber nicht immer einfach, so die engagierte Sozialpädagogin und Reittherapeutin, denn „man braucht ein anderes Nervenkostüm.“

Die Strapazierfähigkeit der Nerven mag Veranlagungssache sein, darüber hinaus fühlen sich jedoch viele der frischgebackenen Übungsleiter:innen methodisch und didaktisch nicht in der Lage, ein aufgewecktes Rudel pferdebegeisterter Kinder sicher und effektiv durch eine Reitstunde zu begleiten. Wie ihre Kolleg:innen konnte Nadine Knappitsch bei der Ausbildung zum ÜL Breitensport vor allem ihre Reitkünste und die Reittheorie wieder auffrischen. Die Basis für ihren beliebten Kinderunterricht hingegen hat sie sich größtenteils selbst erarbeitet, von ihren Trainer:innen abgeschaut und durch ihre pädagogische Ausbildung erweitert. Ein durchaus gängiger Weg, bestätigt auch Stefanie Schraut, ihres Zeichens ÜL Reiten und Breitensport sowie Gründerin der erfolgreichen Reitschule Schraut in Bruck an der Leitha: „Der Übungsleiter hat mich reiterlich sicherlich weitergebracht, ebenso in Hinblick auf den Parcoursbau und die Distanzen beim Springen.“ In Bezug auf Unterrichtsmethodik mit Kindern und Jugendlichen sei aber nicht viel Neues dabeigewesen. Es sei unmöglich, erklärt der Ausbildungsverantwortliche des NOEPS Mag. Lukas Ornauer, diese praxisbezogenen Inhalte neben Dressur, Springen, Trainingslehre oder Veterinärkunde im Zeitrahmen eines ÜL-Lehrgangs unterzubringen. Diesen sieht er deshalb eher als Basis für weitere Spezialisierungen, ähnlich einer Matura in der Schule.

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© Julia Baumgartner Fotografie

Ein Blick in die Zukunft

Um diese ausbildungsseitige Lücke zu füllen, entstand letztes Jahr die OEPS-Zusatzqualifikation „Kinderunterricht im Pferdesport“, die allen Übungsleiter:innen offensteht. Zu Recht sind sämtliche Beteiligten stolz auf diese neue Möglichkeit, sich die benötigten Soft Skills für einen zeitgerechten und pädagogisch wertvollen Unterricht für Kinder anzueignen. Hier geht es für viele erstmals wirklich zur (Reitschul-)Sache: Es werden Bewegungs- und Koordinationsübungen erarbeitet, Gruppenunterrichts-Modelle für Anfänger als Alternative zu Longeneinheiten vorgestellt, abwechslungsreiche Stundenbilder in der Praxis umgesetzt und rechtliche sowie sicherheitsrelevante Themen besprochen. Kinderunterricht solle von Anfang an Hand und Fuß haben, so die Vortragende Nina Sagmeister, „weil wir schon die Kleinsten so professionell auffangen wollen, dass sie dann nahtlos ordentlich reiten oder voltigieren lernen können.“ Die ersten „Lehrwarte Kinderunterricht“ zeigten sich jedenfalls begeistert von den praktikablen Inputs für ihren Unterrichtsalltag.

Stellt man den Kinderunterricht auf zeitgemäßere Beine, dann sollte auch die Equipment-Frage nochmals diskutiert werden. Lernt beispielsweise ein vierjähriges Kind mithilfe eines Voltigiergurtes schon frühzeitig, das Gleichgewicht auf dem Ponyrücken zu halten, handelt der Unterrichtende vermutlich nicht grob fahrlässig, sondern fördert im Sinne der Unfall-Prävention einen ausbalancierten Sitz. Um die Reitlehrer:innen abzusichern, müssten demnach dringend aktuelle Erkenntnisse aus der Bewegungslehre und Pädagogik in die Bewertung durch die Sachverständigen einfließen.

Anpassung der Rahmenbedingungen für Reitlehrer:innen, Modernisierung des Kinderunterrichts, Imagekampagne für Schulpferde – das klingt nach einer richtigen Rosskur zur Rettung der Schulbetriebe in Österreich. Was es lokal schon an positiven Ansätzen und innovativen Ideen gibt, die nur auf Nachahmung warten, darüber berichten wir in Kürze.