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Europameisterin der Herzen

Ein Artikel von Pamela Sladky | 06.09.2021 - 13:55
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Ein absolutes Dreamteam und die Entdeckung der Springreit-Europameisterschaften in Riesenbeck: Ioli Mytilineou und Levis de Muze   © holcbecher.com

„Wenn er ein Mensch wäre, hätte mein Freund einen ernstzunehmenden Konkurrenten“, verriet Ioli Mytilineou erst kürzlich in einem Interview mit dem internationalen Springsportmagazin World Of Showjumping. Dass es kein bloßes Lippenbekenntnis ist, wenn die 24-Jährige sagt, dass sie ihren Hengst Levis de Muze anbetet, beweist die junge Griechin mit jedem ihrer Ritte. Im EM-Stadion von Riesenbeck lieferte Ioli Mytilineou ein leuchtendes Beispiel dafür, wie schön Springsport sein kann.

Die Ausrüstung, die der Hengst im Bewerbsviereck trägt, besticht durch Minimalismus. Eine Schenkeltrense, ein einfaches Reithalfter ohne Sperriemen, mehr braucht es nicht, um den belgischen Elvis-Ter-Putte-Sohn, zuhause liebevoll Porky genannt, über jedes noch so schwierige Hindernis zu dirigieren. So sparsam das Equipment, so fein und zurückhaltend die Einwirkung der Reiterin. Man sieht sofort: diese beiden verstehen sich auch ohne große Gesten. Harmonie pur. Teamwork at its best. „Da lacht das Herz, wenn man die beiden sieht“, meinte auch Deutschlands Springsport-Ikone Ludger Beerbaum im Rahmen der EM.

Den gefühlvollen Umgang dankt „Schweinchen“ Levis de Muze seiner Reiterin mit herausragenden Leistungen. In vier EM-Runden leistete sich der 1,64 m kleine Hengst keinen einzigen Abwurf. Vor dem letzten Umlauf lag das Paar auf Medaillenkurs. Doch in der Finalrunde der besten zwölf Reiter:innen passte die Distanz zur dreifachen Kombination nicht. Levis de Muze zog die Vierbeinbremse. Anstatt erneut anzureiten, verzichtete seine Reiterin auf die Fortsetzung des Parcours. Das Paar beendete sein Championatsdebüt in der Allgemeinen Klasse auf dem elften Rang. Ein sensationelles Ergebnis, auch wenn die bemerkenswerte Leistung am Ende nicht mit einer Medaille belohnt wurde.
 

Vom Traumpferd zum Dreamteam

Entdeckt hat Ioli Mytilineou Levis de Muze 2018 auf der Sunshine Tour im spanischen Vejer de la Frontera. Schon nach den ersten Sprüngen, die der Hengst unter seinem damaligen Reiter Youssef Salmeron in der Prüfung für siebenjährige Pferde absolvierte, war es um Mytilineou geschehen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Iolis Mutter Hannah Mytilineou, 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen selbst für das griechische Springreit-Team am Start, arrangierte ein Probereiten für ihre Tochter, bei dem sich der erste Eindruck direkt bestätigte. Ioli Mytilineou und Levis de Muze waren wie Topf und Deckel – und das sind sie bis heute.

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In lehrbuchreifer Manier überwinden Ioli Mytilineou und  Levis de Muze einen Ochser im EM-Parcours.
© holcbecher.com

Wenn sie sich ihr Traumpferd selbst basteln könnte, sagt sie, wäre es exakt wie Porky. Nicht eine einzige Sache gebe es, die sie an ihm ändern wolle. „Meine Bewunderung für ihn als Pferd und als Athlet kennt keine Grenzen. Es ist schon ein bisschen seltsam, solche Gefühle für ein Pferd zu haben, wie ich sie für Porky empfinde. Unsere Beziehung ist etwas ganz Besonderes.“

Diese tiefe Verbundenheit sieht und spürt man, wenn die beiden miteinander über die schwierigsten Hindernisse fliegen, als wären es simple Trainingssprünge. Und wenn Ioli Mytilineou in einem EM-Finale ihrem Pferd zuliebe aufgibt, wo andere hoch dekorierte Reiter einfach einen neuen Anlauf genommen hätten. Vermutlich ist sie auch deshalb für viele die Europameisterin der Herzen.