Heu ist das wichtigste Nahrungsmittel für Pferde. Werden die Grundregeln bei der Herstellung und Lagerung eingehalten, ist es auch das Sicherste. Dennoch empfiehlt sich vor der Verfütterung immer eine sensorische Überprüfung um Fälle, wie in Andau, zu vermeiden. © Sonja Haja - fotolia.com
Mitte Februar sorgte ein Fall von möglicher Vergiftung im Andauer Reitstall Altmann für großes Aufsehen. Zehn Pferde waren innerhalb weniger Tage an schweren Koliken erkrankt, acht von ihnen mussten zur weiteren Behandlung auf die Veterinärmedizinische Universität in Wien überstellt werden. Für zwei der Pferde kam jedoch jede Hilfe zu spät, sie mussten aufgrund massiver Darmlähmungen eingeschläfert werden.
Der erste Verdacht, jemand könnte die Tiere gezielt vergiftet haben, konnte wenige Wochen später entkräftet werden. Nachdem die Obduktion der Pferde keinerlei Hinweise auf eine Vergiftung ergeben hatten und auch die Futteranalysen keine lebensbedrohlichen Toxine ans Licht gebracht hatten, blieb die Ursache für die Massenkolik lange Zeit ungeklärt. Nun gibt es erstmals eine heiße Spur.
Jüngste Tests der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ergaben, dass das Heu hochgradig mit Hefe- und Schimmelpilzen verschmutzt war – und zwar in einem solchen Grad, dass es als Futter ungeeignet war. Das bestätigte Amtstierarzt Peter Karall am Dienstag gegenüber der Pferderevue. Ein Indiz dafür, dass das kontaminierte Heu die Ursache für die Koliken gewesen ist, ist der Umstand, dass die Andauer Pferde laut behandelnden Tierärzten sehr aufgebläht gewesen seien, was durchaus auf die Hefen zurückgeführt werden könne.
Minderwertiges Heu war im vergangenen Jahr bereits mehrfach Auslöser für Kolikfälle an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien, wie Univ.Prof. Dr. Rene van den Hoven, Leiter der Abteilung für Interne Medizin, bestätigt. Besonders die Qualität des ersten Schnittes habe unter dem extrem nasskalten Wetter während der Heuernte im Frühjahr 2013 stark gelitten und dafür gesorgt, dass sich Hefen und Schimmelpilze in einem verstärkten Ausmaß entwickeln konnten.
So groß die Erleichterung auch sein mag, dass kein Tierquäler in Andau sein Unwesen treibt, ist doch die Erkenntnis, dass nicht offensichtlich völlig verdorbenes Heu derart schwerwiegende Kolikfälle auslösen konnte, mehr als beunruhigend. Pferdehaltern rät DI Dr. Peter Zechner, Referent für Pferdezucht und Haltung der Landwirtschaftskammer Oberösterreich und Sachverständiger für Pferde, Pferdesport und Reiten, deshalb zur genauen sensorischen Überprüfung des Futters. Riecht das Heu gut, staubt es kaum und hat eine ansprechende grüne Farbe, ist eine derart schwerwiegende mikrobielle Verunreinigung praktisch ausgeschlossen. Im Zweifelsfall gibt eine Analyse im Labor Aufschluss über die tatsächliche Qualität. Die Kosten dafür halten sich im Grenzen – vor allem im Vergleich zum potentiellen Schaden, den die die Verfütterung minderwertigen Heus verursachen kann, wie der Fall der Familie Altmann zeigt.