Bewegungsmomente

Freude am Laufen

Ein Artikel von Stephanie Kollin | 25.09.2024 - 08:44
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Der Mensch ist zum Laufen geboren! © Yogendra Singh auf Pixabay

Born to run

Unsere Anatomie und Physiologie lässt vermuten, dass unsere Vorfahren ihre Beutetiere nicht nur durch lange Läufe aufgespürt, sondern auch schlicht so lange müde gelaufen haben, bis sie zur leichten Beute für sie wurden. Noch heute jagen einige indigene Völker auf diese Art, ihr Bewegungsradius umfasst 20 bis 30 km am Tag.

Angefangen von den Fetteinlagerungen an unseren Fußsohlen über unseren Muskel- und Sehnenapparat in den Beinen bis hin zu unserer Haut mit unzähligen Schweißdrüsen zur optimalen Kühlung: Wir sind Dauerlaufmaschinen. Bei unseren engsten Begleitern, Pferd und Hund, ist es ähnlich. Pferde legen im gemächlichen Tempo in freier Natur gute 20 km am Tag zurück, Wildhunde ebenso – wenn notwendig kann der Radius bis zu 80 km am Tag umfassen. Schlittenhunde kommen bei Rennen auf bis zu 200 km am Tag, da steht selbst das Distanzpferd mit 160 km an einem Tag hintan.

Viele Vorteile

Laufen als Sport hat viele Vorteile: Man benötigt wenig Ausrüstung, kann diese sogar problemlos auf Reisen mitnehmen, und findet quasi überall geeignete Laufstrecken. Auch die Witterung schränkt einen wenig ein, abgesehen von Glatteis. Man ist an der frischen Luft und kann ganz flexibel von 20 Minuten bis zu viele Stunden unterwegs sein. Aus gesundheitlicher Sicht spricht nur hohes Übergewicht dagegen, hier sind schwimmen oder walken eher anzuraten. Trotz all dieser Vorteile liegt Laufen nicht jedem. Was aus meiner Erfahrung oft zum Abbruch eines Einstiegs ins Laufen führt, sind drei Dinge: zu schnell, zu viel – und das falsche Schuhwerk.

Wenn man rund ums Laufen Geld in die Hand nehmen sollte, dann für die richtigen Schuhe. Hier geht es nicht um die Marke und nur absolut zweitrangig um Optik. Am besten lässt man sich zu Beginn in einem Lauffachgeschäft beraten. Dort wird eine Laufanalyse durchgeführt, um zu sehen, wo die individuellen Schwachstellen beim Aufsetzen und Abrollen des Fußes liegen. Diese soll ein guter Schuh ausgleichen und so das optimale Laufverhalten unterstützen. Spätestens nach dem ersten Monat, wenn man sicher ist, dabei bleiben zu wollen, ist so eine Analyse absolut zu empfehlen.

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Viel Ausrüstung braucht es nicht, aber: Gute Laufschuhe müssen unbedingt sein. © natachagagnekinesiolog auf Pixabay

Zu schnell, zu viel

Je nachdem, wie mein derzeitiges Bewegungsspektrum aussieht, sieht auch der angenehme Einstieg ins Laufen aus. Regelmäßiges flottes Gehen bis zu 60 Minuten sollte kein Problem sein. Das kann schon ein toller Einstieg sein. Zum Beispiel, indem ich zum Aufwärmen des Pferdes führe, statt Schritt zu reiten. Oder statt dem Schrittausritt spazieren gehe. Das spart auch Zeit, ich brauche im Grunde nicht einmal zu putzen, es kann gleich losgehen. Gleichzeitig fördert das gemeinsame Gehen auch die Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd. Hier kann man auch Familie, Freunde und Hund leicht mitbewegen. Statt dem Kaffeeklatsch eine Spaziergehrunde mit Pferd: Alles unter einen Hut gebracht!

Sobald das gut und locker geht, kann man beginnen, kleine Laufsequenzen einzubauen. Das geht entweder getaktet, indem man Intervalle läuft (z. B. ­1 bis 2 Minuten laufen, 3 bis 4 Minuten gehen), oder einfach nach Gefühl. Ich kann mir auch immer wieder einen Punkt in meiner Umgebung suchen, den ich laufend erreichen will: die nächste Parkbank, den nächsten Baum, eine Weggabelung. Das Tempo ist ein ganz lockeres Traben. Faustregel: So langsam laufen, dass ich mich noch gut mit jemandem unterhalten könnte. Diese Laufsequenzen kann ich zu Beginn einfach in 20- bis 30-minütige Spaziergänge einbauen, idealerweise zwei- bis dreimal die Woche. Mit jeder Woche kann dann die Laufsequenz um je eine Minute verlängert werden, und die Pause entsprechend verkürzt. So gewöhnen sich Sehnen und Gelenke gut an die Stöße, die das Laufen mit sich bringt. Diese Strukturen brauchen Wochen bis Monate, um sich aufs Laufen einzustellen. Auch deswegen treten bei Laufeinsteiger:innen in den ersten zwei Monaten mitunter Knie- oder Hüftschmerzen auf, auch der untere Rücken ist oft betroffen. Dies liegt in zahlreichen Fällen auch an einer Muskeldysbalance durchs viele Sitzen. Deshalb ist Krafttraining als Zusatz sehr sinnvoll. 

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Laufen mit Pferd kann, mit etwas Übung, ein wundervolles Gemeinschaftserlebnis werden. © Stephanie Kollin

Laufen mit Pferd

Das Laufen mit vierbeiniger Begleitung ist einfach wunderschön. Ich empfinde es schon mit Hund viel schöner als alleine, mit beiden Tieren gemeinsam ist es ein richtiges Herdenerlebnis. Mein Pferd liebt es. Er ist tiefenentspannt in seinem lockeren Trab, Ohren gespitzt, ab und an wird geschnaubt. Dieses Erlebnis hatte ich bisher mit allen Pferden, mit denen ich gelaufen bin: Sie lieben es. Natürlich muss die Basisschule für die Führigkeit abgeschlossen sein, und die Tiere müssen auch erst das passende Tempo finden, aber sobald das eingespielt ist, ist gemeinsames Laufen für alle Beteiligten ein tolles Bewegungsprogramm. Vor allem, wenn es dann ins (hügelige) Gelände geht: bergauf gehen und einfach dort, wo es gut geht, laufen. Achtung: Bergablaufen ist verführerisch leicht, geht aber auf die Gelenke, also langsam beginnen! Dieses Training ist wunderbar geeignet für junge Pferde, für Senioren, zum Aufbau nach Verletzungen oder einfach zum Ausgleich. Die Pferde können sich ohne Reitergewicht und Sattel frei bewegen, je nach Landschaft auf unterschiedlichen Böden, und es gibt viel zu sehen. Das gemeinsame Training wird damit zum gemeinsamen Erlebnis. Und mitunter nebenbei auch zum erfreulichen Anblick für andere Wanderer oder Spaziergänger.