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Beim Kissing-Spine-Syndrom nähern sich die Dornfortsätze der Pferdewirbelsäule - meist im Bereich der Sattellage - an, berühren einander oder überlappen sich sogar.

Kissing Spines: Operationen nehmen zu

Ein Artikel von Pamela Sladky | 20.07.2016 - 09:49
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Beim Kissing-Spine-Syndrom nähern sich die Dornfortsätze der Pferdewirbelsäule - meist im Bereich der Sattellage - an, berühren einander oder überlappen sich sogar.

Kissing Spines gehören in der Reiterwelt zu einer den gefürchtetsten Diagnosen. Dornfortsätze, die einander berühren oder sogar überlappen bedeuten für das Pferd oft starke Schmerzen – und für den Reiter eine eingeschränkte Nutzbarkeit seines vierbeinigen Partners. Im schlimmsten Fall sogar dessen völlige Unreitbarkeit.

Dem Fortschritt der Medizin ist es zu verdanken, dass sich Kissing Spines heute relativ einfach chirurgisch behandeln lassen. War eine Operation vor einigen Jahren noch mit erheblichen Schmerzen beim Pferd und einer langwierigen Rekonvalenszenzzeit verbunden, erlauben die minimal invasiven Techniken der modernen Medizin schonendere Eingriffe, von denen sich die Pferde deutlich schneller erholen.

Maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen hat das 2012 von Dr. Richard Coomer entwickelte Verfahren. Der britische Veterinär entdeckte, dass ein kleiner Schnitt in die Zwischendornfortsatzbänder für eine Muskelentspannung sorgt, wodurch die Dornfortsätze umgehend mehr Platz bekommen. Derart behandelte Pferde können meist am Folgetag des Eingriffs wieder in den heimatlichen Stall entlassen werden und schon bald ihr gwohntes Training aufnehmen.

So positiv diese Entwicklung auch sein mag – sie birgt auch ihre Schattenseiten. „Leider gibt es immer mehr Kunden, die nach einer Operation verlangen, ohne den Aufwand für eine gründliche Diagnose in Kauf nehmen zu wollen“, meint der britische Veterinär Dr. Bruce Bladon auf horsetalk.co.nz. „Wir sehen Kunden, die sich lieber schnell für einen Eingriff entscheiden, als die Zeit und Bemühungen aufzuwenden, die es bräuchte, um auslösende Probleme, wie etwa eine zugrundeliegende Lahmheit zu identifizieren“, kritisiert Bladon.

Zwar seien die Ergebnisse einer Kissing-Spines-OP sehr ermutigend und die Erfolgsaussichten gut, dennoch warnt der Veterinär vor überhasteten Entscheidungen für einen Eingriff.

„Bei minimal invasiven Kissing-Spine-Eingriffen können rund 83 Prozent der Pferde wieder geritten werden, wobei etwa 46 Prozent der Pferde wieder das Leistungsniveau erreichen, auf dem sie vor dem Beginn der Probleme waren. Nichtsdestotrotz zeigen rund 37 Prozent der behandelten Pferde auch nach der OP Lahmheitsprobleme, wobei sich die Frage aufdrängt, ob es sich hierbei nicht um das ursprünglich auslösende Problem handelt“, erklärt Bladon.

Auch wenn die Erfolgsrate des Eingriffs nach Coomer ausgesprochen hoch ist, ist das Verfahren dennoch nicht narrensicher. Jede OP birgt das Risiko einer postoperativen Infektion, wie Bladon erklärt. „Wir hatten einen Fall, bei dem ein Kunde rechtliche Schritte eingeleitet hat, weil sein Pferd nach der Operation eine Schwellung und starke Schmerzen entwickelte. Auch kam es schon vor, dass sich die OP-Wunde entzündet hat und ein konventioneller offener Eingriff samt damit einhergehender Nachbehandlung nötig wurde.“

Dennoch sei der Eingriff für viele ein Segen, wie Bladon betont. „Für mich, als Veterinär, ist es unheimlich befriedigend wenn ich bei Nachbesprechungen höre, wie der Eingriff das Leben der Pferde maßgeblich verbessert hat, sie erneutLebensfreude entwickeln und sich die Besitzer wieder an ihnen erfreuen können."

Therapie ohne OP

Trotz aller Vorteile, die ein Eingriff bringt: Er ist nicht die einzige Möglichkeit das Kissing-Spine-Syndrom in den Griff zu bekommen. Oft hilft es schon, das Training umzustellen und vermehrtes Augenmerk auf die Losgelassenheit und eine korrekte Rückentätigkeit zu legen um dem Pferd nachhaltig Erleichterung zu verschaffen. Mehr darüber, wie Sie ein Kissing-Spines-Pferd trotz der Erkrankung schmerzfrei und reitbar halten kann, lesen Sie hier.

ps