Haltung

10 Dinge, die man über den Pferdeschlaf wissen sollte

Ein Artikel von DI Romo Schmidt | Pamela Sladky | 29.09.2016 - 11:35
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Schlafen ist für Pferde überlebenswichtig. Nur wer ausreichend schlummert, bleibt gesund und leistungsbereit. © Petra Eckerl - fotolia.com

1. Der Pferdeschlaf wird in vier Stadien unterteilt

In einschlafen und dösen, leichten Schlaf – das häufigste Schlagstadium – REM-Schlaf und Tiefschlaf.


2. Tiefschlaf im Stehen

Anders als lange Zeit angenommen, können Pferde im Stehen nicht nur dösen, sondern tatsächlich – und zwar vorwiegend – Tiefschlaf halten. Dabei entspannt das Pferd auch seine Muskulatur. Möglich wird dies durch eine besondere körperliche Eigenschaft, die sogenannten „Spannsägenkonstruktion“ der Hinterhand: Hierbei wird die Kniescheibe (Patella) auf dem „Rollkamm“ des Oberschenkelbeins quasi aufgehängt und so festgesetzt, dass ein Stehen fast ohne Muskelanspannung möglich ist.
 

3. Pferde sind Profis im Power-Napping

Richtig tief schläft ein Pferd allerdings nur wenige Augenblicke am Stück. Forschungen haben gezeigt, dass Tiefschlafphasen beim Pferd zwischen ein und zwei Minuten dauern und sich häufig mit Wachzuständen abwechseln. Dank dieser Einrichtung ist das Beutetier Pferd stets fluchtbereit, wenn Gefahr droht.

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Eine anatomische Besonderheit ermöglicht es dem Pferd, ohne Muskelanspannung im Stehen zu schlafen. © www.slawil.com


4. Pferde schlafen mehr als gedacht

Pferde durchlaufen pro Nacht im Durchschnitt drei bis vier Schlafperioden, mit einer Gesamtdauer von knapp fünf Stunden in unterschiedlichen Schlafstadien. Das ist wesentlich mehr als lange Zeit angenommen wurde. Aber auch untertags wird geschlummert, zusätzlich etwa drei Stunden lang. Diese werden im Stehen mit dösen und Minuten-Tiefschlaf verbracht.


5. Auch Pferde träumen

In den vergangenen Jahren haben Schlafforschungen gezeigt, dass Pferde in der Seitenlage und in der eingerollten Bauchlage mit eingeschlagenen Beinen und aufgestütztem Kopf sogenannte REM-Schlafphasen haben. REM steht für Die Rapid Eye Movement, in dieser Schlafphase, die auch als Traumschlaf bezeichnet wird, finden sowohl raschere als auch langsamere horizontale Augenbewegungen statt. Während den REM-Phasen ist das Gehirn sehr aktiv. Die von Schlafforschern gemessenen Hirnströme gleichen denen des Menschen, was dafür spricht, dass auch Pferde träumen.

Während des REM-Schlafes laufen nervliche Regenerationsprozesse ab, die für die Funktion des gesamten Organismus unentbehrlich sind. Er ist damit essenziell wichtig für das Pferd und seine Gesundheit, denn er dient sowohl der körperlichen als auch geistigen Erholung. Bleibt einem Pferd der REM-Schlaf über eine längere Zeit verwehrt, hat das immer negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden. Pferde mit REM-Schlafmangel kollabieren und stürzen häufig, typisch dafür sind kleine oder größere Wunden an den Fesselköpfen und den Vorderfußwurzelgelenken. Weil in dieser Phase die Muskelspannung stark nachlässt, funktioniert REM-Schlaf übrigens ausschließlich im Liegen. Besonders in Pferden in Gruppenhaltung ist es daher wichtig, dass auch rangniedrige Pferde ausreichend Gelegenheit vorfinden, sich hinzulegen. Was uns direkt zu Punkt 6 führt:


6. Nur wer sich sicher fühlt, legt sich hin

Im Herdenverband legen sich Pferde nur dann zum Schlafen nieder, wenn sie sich sicher fühlen. Das gilt ganz besonders für das Liegen mit ausgestreckten Beinen flach auf der Seite (Seitenlage). In dieser Art des Ruhens ist das Fluchttier Pferd besonders gefährdet, da es für das Aufstehen länger benötigt als bei den anderen Ruhestellungen. Ein Pferd, das sich in seiner Umgebung unsicher fühlt, legt sich nur kurz oder gar nicht ab. Dieser Umstand wird insbesondere für rangniedrige Pferde in Gruppenhaltung zur großen Herausforderung.

7. Schlafen ist ansteckend

Wenn sich Pferde in Gruppenhaltung hinlegen, lassen sich andere Herdenmitglieder oft anstecken. Allerdings liegen alle Pferde einer Herde nur in seltenen Fällen gleichzeitig. Meist übernehmen ein bis zwei Artgenossen die Rolle des Aufpassers: sie stehen im unmittelbaren Umfeld der schlafenden Kollegen und bewachen sie.

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Häufig schlafen Pferde im Herdenverband, selten jedoch alle Tiere gleichzeitg. Meist gibt es Wachposten, deren Aufgabe es ist, Gefahren möglichst früh zu erkennen und die anderen zu warnen. © malafo - fotolia.com

8. Weicher, trockener Untergrund bevorzugt

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Pferde gerne trocken und sauber liegen. Glatter und/oder harter Boden wird bei Vorhandensein von Alternativen eher gemieden. Stroh ist lt. einer polnischen Studie aus dem Jahr 2016 der absolute Einstreu-Favorit, wenn es um die angenehmste Schlafunterlage geht. Damit sich Pferde hinlegen, braucht es zudem reichlich Platz. Das gilt vor allem für rangniedere Tiere und solche mit großer Individualdistanz.


9. So viel Platz muss sein

Gemäß dem österreichischen Tierschutzgesetz wird die Mindestgröße der Ruhefläche in Gruppenhaltung für das erste und zweite Pferd mit durchschnittlichem Stockmaß von 165 Zentimetern mit zehn Quadratmetern angeführt, für jedes weitere Tier müssen sieben Quadratmeter berechnet werden. Umgelegt auf eine Herde mit 25 Pferden wäre dies eine Fläche von 177 Quadratmetern, die als Ruhebereich gesetzlich vorgeschrieben ist. Dies entspricht in etwa der Größe eines Longierzirkels. Wer sich 25 Großpferde liegend auf der Fläche eines Longierzirkels vorstellt wird schnell erkennen: Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Auch wenn die Gruppe noch so harmonisch ist. Besonders in Gruppenhaltung ist deshalb darauf zu achten, reichlich Ruhefläche zur Verfügung zu stellen, damit alle – auch rangniedrige Pferde – ausreichend Möglichkeit zum Liegen bekommen.

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Die für die physische und psychische Entspannung so wichtige REM-Phase findet nur im Liegen statt. © Fotolia.com

10. Schlafmangel macht krank

Schläft ein Pferd dauerhaft zu wenig, kann das negative Folgen auf seine Leistungsfähigkeit und seine Gesundheit haben. Überreiztheit und eine erhöhter Scheuneigung können die ersten Anzeichen von Schlafmangel sein, später sind Magengeschwüre, Kolikneigung und massiver Leistungsabfall mit die Folge. Würde man ein Pferd etwa über einen längeren Zeitraum wach halten, folgten unweigerlich Zusammenbruch und Krankheit.