Fütterung

Warme Mahlzeit

Ein Artikel von Sven & Peggy Morell | 30.10.2024 - 13:15
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Mash werden einige positive Wirkungen zugeschrieben. Es soll den Appetit anregen, die Verdauung in Schwung bringen, die Darmwand schützen, den Fellwechsel unterstützen sowie das Fell zum Glänzen bringen. Dabei ist Mash nicht gleich Mash. Von traditionell bis getreidefrei, mit Kräutern und vielem mehr – das Angebot ist riesig.

Von selbstgekocht bis „to go“

Denn: „Mash ist kein geschützter Begriff und impliziert eine breiförmige Mahlzeit“, erklärt Ingrid Vervuert vom Institut für Tierernährung, Ernährungsschäden und Diätetik an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig. „In alten Überlieferungen wurden Getreide (meist Hafer oder Gerste), Kleien (Hafer- oder Weizenkleie), Leinsamen und Salz als Komponenten für das Mash genutzt“, beschreibt die erfahrene Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik die Zutaten des traditionellen Rezepts.

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Schön schleimig: Die verdauungsfördernden Lein­samen verleihen Mash seine klassische Konsistenz. © www.slawik.com

Schauen wir uns diese einmal genauer an: 

  • Getreide liefert schnell verfügbare Energie. Hafer bildet zudem in Verbindung mit heißem Wasser Schleimstoffe, man denke nur an Haferschleim.
  • Kleie ist ein Mühlennachprodukt – grob gesagt das, was nach dem Absieben des Mehls übrigbleibt. Sie punktet durch einen hohen Anteil an Ballaststoffen, welche eine verdauungsregulierende Wirkung haben.
  • Leinsamen (oder Leinsaat) sind reich an hochwertigem Eiweiß und wertvollen Omega-3-Fettsäuren. Die in der Schale enthaltenden Schleimstoffe regen zum einen die Verdauung an, zum anderen schützen sie die Magenschleimhaut. 
  • Lebenswichtige Elektrolyte, die der Pferdekörper über den Schweiß verloren hat, werden durch Salz wieder zugeführt.

Die Zubereitung des traditionellen Mashs bedarf allerdings ein wenig Aufwand: Die Zutaten müssen abgewogen, verrührt und mit Wasser aufgekocht werden, und anschließend für eine bestimmte Zeit ziehen. Deutlich einfacher im Handling sind Fertig-Produkte, die meist nur mit heißem Wasser übergossen werden müssen und nach etwa einer halben Stunde verfüttert werden können. Die Auswahl ist groß, die Zutatenlisten mitunter sehr unterschiedlich. Manche orientieren sich am herkömmlichen Mash-Rezept, eventuell ergänzt mit Kräutern, die für einen äußert appetitlichen Duft sorgen und dem Vierbeiner zudem gut schmecken. Getrocknete Obst- und Gemüsestücke verbessern den Geschmack ebenfalls. Mitunter sind auch weitere verdauungsfördernde Ingredienzien zugefügt, etwa Flohsamenschalen, Zichorienwurzel (präbiotisch), Rübenschnitzel oder Apfeltrester (enthalten Pektine). Weiters gibt es Varianten, die mit der ursprünglichen Rezeptur nicht mehr viel gemein haben. So ist beispielsweise die Hauptzutat vieler getreidefreier Sorten getrocknetes, gehäckseltes Gras. Auch haben manche Hersteller Mash speziell für die Sommermonate im Angebot, das mit kaltem Wasser übergossen werden kann. To-Go-Mash ist als Einzelportion abgepackt und wird direkt im mitgelieferten Eimer angerührt. Das ist zugegeben durchaus praktisch, allerdings haben diese Einmal-Mashs Einwegverpackungen, verursachen also Plastikmüll.

Tipp: Kein Mash an Stehtagen

Die Gewohnheit, Mash insbesondere an Stehtagen zu geben, sollte kritisch hinterfragt werden: Zum einen sollten gesunde Pferde gar keine Stehtage haben, sondern an trainingsfreien Tagen zumindest auf der Weide oder einem großzügigen Auslauf herumtollen können. Zum anderen muss die Energiezufuhr an arbeitsarmen Tagen – oder bei unumgänglicher Boxenruhe aufgrund einer Erkrankung oder Verletzung – gedrosselt werden. Wer an Stehtagen dennoch nicht auf Mash verzichten möchte, sollte zu sehr energiearmen, möglichst getreidefreien Varianten greifen.

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Alte Pferde profitieren oft von dem breiigen Futter, das wenig gekaut werden muss. © www.slawik.com

Zeitgemäßes Mash

Auch wenn wir es mit der Fütterung von Mash gut meinen: Mash ist nicht für jedes Pferd empfehlenswert. Ursprünglich wurde es „an schwer arbeitende und schwitzende Pferde oder an kranke Pferde zur Gewichtsstabilisierung gefüttert“, betont Ingrid Vervuert. „Aus heutiger Sicht ist es aber nicht zu vertreten, dass getreidereiche und somit energiereiche Mashs an leichtfuttrige und/oder adipöse Pferde und Ponys, die kaum bis gar nicht gearbeitet werden, verfüttert werden.“ Tatsächlich können viele Mash-Produkte in puncto Energiegehalt locker mit Kraftfutter mithalten: 10 Megajoule umsetzbare Energie pro Kilo und mehr sind keine Seltenheit – zum Vergleich: Hafer enthält rund 11 MJ/kg. Oft wird die Mash-Mahlzeit zudem zusätzlich zur normalen (Kraft-)Futterration, gefüttert – für leichtfuttrige oder bereits übergewichtige Pferde ein No-Go. Die Professorin der Universität Leipzig gibt außerdem zu bedenken, dass „in der Historie Pferde eher kraftfutterreich und raufutterarm gefüttert und damit viele gesundheitliche Probleme hervorgerufen wurden.“ Das Mash sollte damals quasi die wenig pferdegerechte Fütterung ein wenig ausgleichen. Heute erhalten Pferde deutlich mehr Raufutter, „so dass eine Kompensation über kleie- oder leinsamenreiche Mashs bei gesunden Pferden und Ponys nicht notwendig ist.“ 

Nichtdestotrotz hat Mash auch heute noch seine Berechtigung. „Wird der Begriff ‚Mash‘ wörtlich genommen, so handelt es sich um eine breiförmige Mahlzeit. Diese Form der Fütterung ist vor allen Dingen bei alten Pferden sinnvoll“, weiß Ingrid Vervuert. Denn Zahnprobleme, verminderte Futteraufnahme und -verwertung sind häufige Gründe dafür, dass Oldies abmagern. 

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Bei hohem Energiebedarf - wie bei Sportpferden -  ist Mash eine gute Ergänzung. © www.slawik.com

Kranke oder appetitlose Pferde profitieren ebenfalls von Mash. Nach Kolik-Operationen raten Tierärzt:innen mitunter dazu, langsam mit Mash anzufüttern. Ob Mash nach einer Kolik, bei Durchfall, Kotwasser oder sonstigen Magen-Darm-Problemen sinnvoll ist, sollte jeweils individuell vom Tierarzt entschieden werden.

Sportpferde sowie Zuchtstuten haben einen hohen Energiebedarf, auch für diese ist Mash gut geeignet. Allerdings sollte der warme Brei in die Gesamtfutterration miteinberechnet werden. Ingrid Vervuert empfiehlt Mash etwa nach langen Transporten oder anstrengenden Wettkämpfen.

Zu guter Letzt eignet sich Mash hervorragend dazu, unbeliebte Medikamente oder auch weniger wohlschmeckende Ergänzungsfuttermittel ins Pferd „hineinzumogeln“. Bei leichtfuttrigen Pferden sollte dafür ein Mash mit möglichst geringem Energiegehalt gewählt werden.

Fütterungsempfehlung

Pferdehalter:innen sollten sich strikt an die Zubereitungsempfehlungen der Hersteller halten. Verfüttert werden darf das Mash erst, wenn es lauwarm ist, der Vierbeiner sich also auf keinen Fall mehr daran verbrennt. Aber Vorsicht: „Der Futterbrei sollte dabei nicht länger als ein bis zwei Stunden vor der Fütterung eingeweicht werden. Bei sehr viel längeren Einweichzeiten (mehr als fünf Stunden) kann es insbesondere bei warmen Außentemperaturen zu einem mikrobiellen Verderb des Futters kommen“, warnt Ingrid Vervuert. Wie oft der warme Brei in die Ration eingebaut werden soll oder darf – da gibt es unterschiedliche Ansichten. Manche Hersteller preisen ihre Produkte für die tägliche Gabe an, viele empfehlen sie ein- bis zweimal pro Woche. Laut Ingrid Vervuert stammt diese Angabe aus alten Überlieferungen und wird heute für kommerzielle Produkte oft einfach übernommen. Dieses Fütterungsintervall entstand aus dem Arbeitsalltag, nicht aus befürchteten gesundheitlichen Risiken durch die Mash-Fütterung.

Ingrid Vervuert sieht die pauschale Fütterungsempfehlung skeptisch: „In der Routinefütterung wird vielfach ein- bis zweimal die Woche Mash an Pferde oder Ponys gefüttert, obwohl keinerlei Indikationen für seinen diätetischen Einsatz vorliegen. Auch wenn in vielen Pferderationen Mash selbst bei gesunden Pferden und Ponys anscheinend als unentbehrlich gilt, so sollte der wahllose Einsatz von kommerziellen Mashs durchaus kritisch betrachtet werden.“ Sie rät vielmehr dazu, Mash gezielt einzusetzen, also für Sportpferde, kranke oder alte Pferde. Bei Letzteren sei die breiförmige Fütterung besonders sinnvoll, allerdings könnten dafür auch eingeweichte Heu- oder Wiesencobs als Raufutterersatz oder eingeweichte Maiscobs verfüttert werden.

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Heuverdauung generiert viel Wärme. © www.slawik.com

Warm im Bauch?

Eine warme Suppe im Winter – für Zweibeiner eine Wohltat. So mancher Pferdebesitzer möchte seinem Pferd an kalten Tagen ebenfalls etwas von innen Wärmendes füttern – und greift zum Mash. Doch bis der Futterbrei im Pferdebauch ankommt, dürfte der wärmende Effekt verpufft sein. Was Pferden bei niedrigen Temperaturen „einheizt“ ist eine großzügige Portion Heu. Durch die Verdauung der Heufasern im Dickdarm entsteht nämlich reichlich Wärme.