Lebendiger Pferdestall

Bunte Wiese, Gutes Heu

Ein Artikel von Lisa Wallner | 18.07.2024 - 14:55
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Pferde brauchen für einen gesunden Organismus und eine funktionierende Verdauung in erster Linie eines: ausreichend Heu in guter Qualität. Dabei sollte das Grundfutter nicht zu eiweißreich, eher zuckerarm, dabei aber rohfaserreich sein. Eine Mischung, die es nicht überall zu finden gibt, denn vor allem für die Rinderhaltung wird in der Regel ein energie- und eiweißreiches Futter angestrebt.

Im Rahmen des Österreichischen Pferde-Heuprojektes, das von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein betreut wird, werden regelmäßig Heuproben analysiert und ausgewertet. Beim letzten Projekt, das Heuproben aus den Jahren 2019 bis 2023 berücksichtigte, wurden in Summe 794 Untersuchungsergebnisse ausgewertet. Bei den 46 Teilnehmer:innen des Projektes waren 72 % futterhygienisch völlig einwandfrei. Verbesserungen empfiehlt das Team rund um Heuprojekt-Ansprechpartner Ing. Reinhard Resch hinsichtlich der Pressdichte, die tendenziell verringert werden solle, und auch eine Heubelüftungstrocknung könne noch bessere Ergebnisse ermöglichen.

Wir haben mit Barbara Schneider, Gewinnerin des letzten Pferde-Heuprojekt-Zyklus gesprochen und uns Tipps für richtig gutes Heu geholt.

Vor der Mahd

Die Grundlage für die spätere Ernte von gutem Pferdeheu wird naturgemäß schon lange vor der Mahd geschaffen. Das weiß auch Barbara Schneider, die heuer bereits zum zweiten Mal das Sieger-Heu des österreichischen Pferde-Heuprojektes stellte. Schon ihre Mutter begann damit, schüttere Stellen in den Wiesen mit Kräutern aufzufüllen – und wurde dafür vielfach belächelt. „Wir bekamen oft zu hören: ‚ihr mit eurem Apotheker-Heu‘, aber davon haben wir uns nicht beirren lassen“, erzählt Barbara Schneider. „Über die Jahre ist die Gräser- und Kräuter-Vielfalt angewachsen. Nachdem in den letzten Jahren das Klima immer extremer wurde – mehrere Tage intensiver Regen, dann oft wochenlang kein Tropfen und austrocknender Wind – habe ich mich bei den Experten aus Raumberg-Gumpenstein beraten lassen hinsichtlich Saatgutes. Im Steilstück haben wir sehr gute Erfahrungen mit Saatgutmischungen zur Erhaltung der Diversität gemacht. Die Pflanzen kommen auch gut mit der Hitze zurecht. Diese Biodiversität gefällt außerdem Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten“, erklärt Schneider, die in Sachen Heuernte die Philosophie ihrer Mutter weiterträgt.

Doch nicht nur das verwendete Saatgut spielt eine Rolle: Abschleppen der Wiesen im Frühjahr, bedarfsgerechtes Düngen (das auch ohne Kunstdünger möglich ist) und das Wählen des richtigen Mahdzeitpunkts wirken sich ebenso auf die Heuqualität aus wie die richtige Pflege der Wiesen nach der Mahd – denn nach der Mahd ist ja bekanntlich vor der Mahd. „Es wird auch dort nachgemäht, wo die Pferde geweidet haben, damit alles wieder gleichmäßig anwachsen kann und nicht gewisse Gräser die Überhand gewinnen. Eventuell auftretendes Unkraut wird händisch entfernt. Wir verwenden keinen Kunstdünger, sondern bringen auf einem Drittel bis zur Hälfte der Wiese zur Heugewinnung gut abgelagerten Mist aus. In unserem Misthaufen, den wir mit Effektiven Mikroorganismen ‚füttern‘, tummeln sich sehr viele Regenwürmer und ein dementsprechend intaktes Bodenleben weist auch die Wiese auf. Bis in das Frühjahr hat sich der Natur-Dünger dann gut eingearbeitet und nach dem Wiesen-Eggen im März schiebt das Gras dann meist richtig an – auch ohne Kunstdünger“, berichtet Barbara Schneider von einigen nötigen Arbeitsschritten für eine gute Heuernte.

Sie hält es obendrein für wichtig, nicht immer alle Flächen auf einmal zu mähen: „Wir achten darauf, dass sich ein Teil aussäen kann. Das trägt weiter zur Erhaltung der Biodiversität und des Gräser- sowie Kräuterbestandes bei, außerdem haben so auch Käfer, Fasane, Rehe und andere Tiere Rückzugsmöglichkeiten.“

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Richtiges Management der Wiesen ist eine der vielen Grundvoraussetzungen für gutes Heu. © Barbara Schneider

Mähen – aber wie?

Ist der Zeitpunkt zur Mahd dann gekommen (bei dem man für richtig gutes Heu übrigens weniger den Kalender als den Wetterbericht und den Aufwuchs auf der Wiese im Auge behalten sollte), gibt es noch einiges zu beachten, damit die gute Ausgangssituation nicht nachträglich verschlechtert wird. „Nach wie vor sind viele Pferdehalter der Meinung, dass das Heu ‚überständig‘ sein und spät gemäht werden sollte – das wurde uns zu unseren Heu-Ernte-Anfängen auch empfohlen. In Wirklichkeit ist es so, dass das eigentlich keine großen Vorteile bringt, wie beim Heu-Projekt erklärt wurde. Es ist meist sehr wenig Energie im Heu und trotz später Ernte verringert sich der Fruktangehalt nicht so drastisch, wenn das Wetter vor und zum Zeitpunkt der Mahd nicht gepasst hat“, erklärt Schneider.

Petrus hat generell einen hohen Einfluss auf die Heuqualität: Hat es vor der Mahd etwa geregnet, lohnt es sich bei entsprechend guter Wetterprognose noch ein wenig länger zuzuwarten, damit die Wiese vorher wirklich gut abtrocknen kann. Gepaart mit einer ausreichenden Schnitthöhe (die Landwirtschaftskammer Oberösterreich empfiehlt hier mindestens sieben Zentimeter) und ausreichendem, aber nicht zu häufigem Wenden bei mittleren Drehzahlen und nicht zu tief greifenden Arbeitsgeräten kann man so die Verschmutzung des Futters durch Erde minimieren und stellt sicher, dass das Heu später nicht staubt. Wird das Heu als Ballen gelagert, ist es wichtig, dass diese nicht zu fest gepresst werden. Der Wassergehalt sollte im Idealfall unter 15 % liegen, damit das Heu gut „atmen“ kann und die Fermentationsprozesse optimal ablaufen können. Gelagert werden sollten Heuballen stets unter Dach und auf Holzpaletten, damit von unten kein Kondenswasser entstehen kann. Barbara Schneider empfiehlt auch, die Ballen nicht zu hoch und eng aneinander zu stapeln, das könne sich auch negativ auswirken.

In Summe gilt es für gutes Heu also einiges zu beachten, es sind viele zeitintensive Arbeitsschritte nötig, man kann an so manchen Stellschrauben drehen. Und dennoch muss man auch eine gehörige Portion Optimismus mitbringen, denn oft entscheidet ein unberechenbarer Faktor über Erfolg oder Misserfolg: das Wetter.