Die Zuckerrübe (Beta vulgaris) ist eine landwirtschaftliche Kulturpflanze, die zur Familie der Fuchsschwanzgewächse gehört. Wie Futterrübe und Rote Bete ist sie eine Kulturform der Gemeinen Rübe. Rund 150 Tage nach der Aussaat können die Zuckerrüben geerntet
werden. Die Zeit der Rübenverarbeitung nennt man „Kampagne“. Sie beginnt Mitte September und dauert je nach Witterung und Erntemenge bis Ende Dezember/Anfang Jänner. In dieser Zeit wird 24 Stunden täglich an sieben Tagen in der Woche gearbeitet. In Österreich gibt es zwei Standorte zur Zuckerrübenverarbeitung, in Tulln und Leopoldsdorf. Diese beiden Fabriken erzeugen mehr Zucker als ganz Österreich in einem Jahr konsumiert.
Rübenschnitzel als Futtermittel sind Rückstände aus der Zuckerrübenverarbeitung und somit ein Nebenprodukt der Zuckerproduktion. Nach der Zerkleinerung und Entzuckerung der Rüben bleibt das Rübenmark in Form von Schnitzeln übrig, die in Trommel- oder Verdampfungstrocknern zu sogenannten Trockenschnitzeln mit einem Trockensubstanzgehalt von 90 Prozent verarbeitet werden. Wenn diese unter Zugabe von Melasse getrocknet werden, entstehen Melasseschnitzel. Rübenschnitzel sind entweder lose oder zu Pellets gepresst erhältlich.
Trockenschnitzel enthalten nur geringe Zuckermengen von drei bis sieben Prozent und haben rechnerisch einen ähnlichen Energiewert wie Hafer, werden aber unter Energieverlusten vorwiegend im Dickdarm verdaut. Melasseschnitzel werden mit unterschiedlichen
Zuckergehalten von neun bis über 23 Prozent angeboten, wodurch sich der jeweilige Energiewert entsprechend erhöht. Melassierte Trockenschnitzel sind daher für übergewichtige Pferde oder solche mit Insulinresistenz ungeeignet.
Gehaltvoll und bekömmlich
Rübenschnitzel bestehen zu einem hohen Anteil aus hochverdaulichen Pektinen und sind proteinarm. Sie sind energetisch hochwertig, schützen die Mikroflora des Dickdarms und unterstützen den Wasserhaushalt. Gleichzeitig fördern sie die Verdaulichkeit der gesamten Ration. Versuche haben gezeigt, dass die Verdaulichkeit von Heu durch den Einsatz von Rübenschnitzeln verbessert werden kann und diese somit eine sinnvolle Ergänzung zu Raufutterrationen sind.
Besonders geeignet sind Rübenschnitzel zum Aufpäppeln alter und/oder magerer Pferde mit Zahnproblemen oder in der Rekonvaleszenz, bei Verdauungsstörungen sowie als Saftfutter im Winter und zur Aufwertung der Kraftfutterration bei Sportpferden.
Unabhängig davon, ob es sich um Trocken- oder Melasseschnitzel handelt, müssen die Rübenschnitzel für mehrere Stunden in einem Verhältnis von 1 zu 4 in Wasser eingeweicht werden, da die Pektine stark quellen und die Rübenschnitzel dabei fast das Zehnfache an Masse zunehmen. Mittlerweile bietet der Fachmarkt auch Rübenschnitzel an, die nur wenige Minuten eingeweicht werden müssen. Bei Trockenfütterung drohen Schlundverstopfungen oder Magenrupturen.
Pro Pferd und Tag können 200 bis 500 g Rübenschnitzel aufgeweicht werden. Die entstandene Menge wird auf zwei bis drei Rationen verteilt. Etwaige Futterreste sollten unbedingt entfernt werden, vor allem eingeweichte Melasseschnitzel vergären an warmen Tagen aufgrund des hohen Zuckergehalts rasch.