Lexikon der Futtermittel

Orientalischer Immunbooster

Ein Artikel von Stephanie Kollin | 11.06.2024 - 12:14
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Hier wurde er bereits vor 3000 Jahren als richtiggehendes Allheilmittel hoch geschätzt. Auch bei Paracelsus findet der Schwarzkümmel gegen zahlreiche Leiden seine Erwähnung. Im Ägyptischen Museum von Kairo kann man noch heute ein drei Jahrtausende altes Fläschchen besichtigen, das Schwarzkümmelöl enthält und Pharao Tutenchamun als Grabbeigabe begleitete. Viele gute Gründe also, die Pflanze näher unter die Lupe zu nehmen: Nigella sativa, so die botanische Bezeichnung des Schwarzkümmels, gehört nicht zur Familie der uns bekannten Kümmel-Arten, sondern zur Gattung der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Die Pflanze wird 30 bis 60 Zentimeter hoch, hat grün glänzende Blätter und bläuliche oder weißlich-gelbliche Blüten. Nach der Blüte bildet sie mohnähnliche Kapseln, die die dunklen Samenkörner enthalten. Aus diesen Samen wird das Öl gepresst. Es weist eine gelbliche bis rötlich-braune Farbe auf und duftet aromatisch pfeffrig.

Die Aufmerksamkeit der westlichen Pferdewelt hat der Schwarzkümmel einem Zufall zu verdanken: Ein deutscher Immunologe behandelte die schwer an Asthma erkrankte Araberstute seiner Tochter mit Schwarzkümmelöl – mit überraschendem Erfolg.

Fast ein Allheilmittel

„Schwarzkümmel heilt jede Krankheit, außer den Tod“, soll der Prophet Mohammed einst geschrieben haben. Tatsächlich ist das Anwendungsgebiet des Schwarzkümmels ein sehr breites. Seine vielfältige Wirkung verdankt Schwarzkümmelöl Saponinen, Gerbstoffen, Bitterstoffen, Vitamin K1 und Aminosäuren. Aus arzneikundlicher Sicht sind die Wirkstoffe Nigellon und Thymochinon interessant. In bisherigen Studien (human- und veterinärmedizinisch) zeigten sich antimikrobielle (Bakterien und Pilze hemmende), antiparasitische, antidiabetische (Blutzucker senkende), antioxidative (zellschützende), entzündungshemmende, schwach analgetische (schmerzstillende) und immunmodulierende (Überreaktionen des Immunsystems senkende) Effekte. Äußerlich angewendet kann Schwarzkümmelöl bei kleineren Wunden zur schnelleren Heilung führen, auch wird es zum Schutz der empfindlichen Augenpartie der Pferde vor Insekten empfohlen.

Zusammengefasst findet Schwarzkümmel bei Erkrankungen, die mit einem gestörten Immunsystem einhergehen, seine Anwendung. Dazu gehören Allergien, Autoimmunerkrankungen, Ekzeme, Equine Sarkoide, Atemwegserkrankungen wie Asthma und Bronchitis, Leber- und Nierenprobleme, Diabetes, Verdauungsstörungen und Appetitlosigkeit sowie allgemein entzündliche Prozesse im Pferdekörper.

Schwarzkümmel kann nicht nur als Öl verfüttert werden, sondern auch als ganze Samen, Pellets, Presskuchen und Chips. Das Öl bietet die höchste Konzentration an Wirkstoffen, wird aber durch seinen intensiven Geschmack von mäkeligen Pferden unter Umständen nicht angekommen. Die Darreichungsform muss sich somit am einzelnen Pferd orientieren. Wie bei allen Zusatzfuttermitteln gilt, dass die Dosierungsempfehlung des jeweiligen Herstellers einzuhalten ist und in jedem Fall langsam angefüttert werden sollte.